#18 Jordi Osei-Tutu

  • Wir sollten uns besser bemühen miteinander zu reden statt gegeneinander. Sonst können wir diese Diskussion auch gleich auf Facebook weiterführen. Faustrecht? Schauspielerei? Ist das euer Ernst? Kennen wir die Vorgeschichte des Menschen und können wir seinen emotionalen Ausbruch in irgendeiner Weise nachempfinden? Nein. Wir wissen gar nichts darüber, schon gar nicht was in seinem Kopf in der Minute vor sich ging. Aus dem Grund sollten wir vorsichtig sein mit Bewertungen jeglicher Art. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Mag sein das Beleidigungen und rassistische Sprüche an einigen wie Regentropfen abperlen. Daraus leitet sich kein Muster ab. Der Nächste reagiert aggressiv oder frisst es in sich hinein. Huu, ein echter Mann hat also einen Panzer aus Stahl. Mal ehrlich, das ist eine Ansicht und Sichtweise aus dem 20. Jahrhundert. Über Mimosenhaftigkeit und Warmduscherrhetorik sollten wir langsam hinweg sein. Das ist eine billige Hollywood Weltanschauung. Darf ein 20 jähriger Mann eine seelisch zugefügte Verletzung etwa nicht mit Tränen nach außen anzeigen? Ganz offensichtlich sah er sich in dem Moment nicht in der Lage damit umzugehen. So etwas nenne ich Menschlichkeit ... das hat mit Schwäche nicht allzu viel zu tun. In der Hinsicht ist das traditionelle Bild echt fürn Allerwertesten. Wollen wir einen Menschen verurteilen, weil er mit 20 noch kein abgebrühter, kalter Hund ist? Merkwürdigerweise redet man nach solchen Vorfällen lieber über die Opfer als über die Verursacher. Die meisten von uns werden im Laufe ihres Lebens unangenehme Sprüche, Drohungen und Beleidigungen aushalten müssen. Kaum jemand lässt sich wegen 1x aus der Ruhe bringen. Wenn jemand in Tränen ausbricht, muss schon einiges mehr dahinterstecken, ggf. andere Belastungen. Manchmal ist es der berühmte letzte Tropfen ...


    Wie ist damit umzugehen? Soll er sich 20 Bier reinziehen und sich einreden das ihm nichts in der Welt anhaben kann? Lachen wir darüber? Ist es eine Nichtigkeit? Oder erinnern wir uns kurz an entfernte Werte, die tagein tagaus unser Hirn vom linken zum rechten Ohr durchqueren und schenken ihnen Beachtung? Ihr kennt den Schmetterlingseffekt? Nun denn, in welcher Welt wollen wir leben?

  • Was muss man tun, damit Nazis der Wind aus den Segeln genommen wird und sie sich quasi selbst für überflüssig erachten?


    Mit Sicherheit keine Gewalt anwenden.


    Es gibt da ganz sicher intelligentere Ansätze.

  • Sicherlich nicht, indem man ihnen sinnbildlich das Feld überlässt, sondern indem man sie von selbigen verweist.


    In den 90er und 2000er Jahren wurde unsere Szene von solchen Birnen dominiert. Ich erinnere mich noch genau an Affenlaute, U-Bahnen, die von Jena bis nach Auschwitz gefahren sind, an "Juden XY". Auch an Auswärtsfahrten mit dem Zug, wo es bei Umstiegen lautstark "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!" durch die Bahnhöfe der Republik schallte.


    Das hat dann zwangsläufig in sportliche und finanzielle Belange des Vereins eingegriffen. Massive Geldstrafen hier, Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit dort, angedrohte Punktabzüge etc.


    Lange hat man weggeschaut, auch die Ultras, die anfangs noch keine gefestigten Strukturen hatten, bzw. sich später politisch nicht positionieren wollten.


    Zum Glück hat sich das geändert und es kommt nicht mehr zu solchen Entgleisungen, allenfalls von einzelnen Verwirrten, die dann aber sofort von umstehenden Fans gemaßregelt, oder wenn sie Pech haben und falsch stehen auch mal vor die Stadiontore gebeten werden. So und nicht anders. Hat null mit "lustigen Sprüchen" oder "aus der Emotion heraus" zu tun.