Die Profitrainerlizenz - Muss der DFB seine aktuelle Verfahrensweise überdenken?

  • Die Frage der Wochen 21.03. bis 10.04:


    Die Profitrainerlizenz - Muss der DFB seine aktuelle Verfahrensweise überdenken?


    Dieser Diskussionsvorschlag wurde vom User S.Men eingereicht. Für die folgenden Ausführung, die über eine einfache Meinung weit hinaus gehen, ist ganz allein er verantwortlich:


    S.Men: "Lehrgänge statt Trainerschein"


    Status Quo
    Aktuell darf man als Trainer einer Profimannschaft nur arbeiten, wenn man den DFB Lehrgang zur Fußballtrainerlizenz erfolgreich abgeschlossen hat. Ist das nicht der Fall und ein Verein stellt jemanden ohne Lizenz ein, muss er nebenher den Schein nachholen. Diese Doppelbelastung hat in letzter Zeit vielen Trainern den Job gekostet, Babbel ist wohl das prominenteste Beispiel.


    Problemstellung
    Mein Problem besteht darin, den Vorteil dieser aktuellen Regelung zu erkennen. Profivereine sind nicht umsonst Profivereine und die Stelle des Trainers ist mit die wichtigste überhaupt. Die Einstellungskriterien sind wohl überlegt und meist werden sehr erfahrene ehemalige Spieler eingestellt, die selbst Deutscher Meister waren, Nationalspieler oder/und Auslandserfahrung haben und bei den besten Trainern trainierten.


    Die Leistungskurve des VfBs ging rapide bergab, als Babbel immer mehr unter der Doppelbelastung litt. Zuvor führte er den abstiegsbedrohten VfB in die CL.




    Für mich ist dieser Lehrgang am Beginn der Trainerkarriere einfach fragwürdig. Gibt es nicht eine bessere Methode?


    Lösungvorschlag
    Statt sportwissenschaftliche Theorie innerhalb kürzester Zeit in die Hirne der erfahrenen Praktiker zu hauen, sollte der DFB Lehrgänge und Seminare organisieren. Immer mit bestimmten Themen und dazu passenden Seminarleitern. Diese Seminarleiter können Trainer sein, Sportwissenschaftler oder auch Trainer aus anderen Sportarten, um den Horizont zu erweitern. Verteilt über das ganze Jahr, frei für alle Trainer der Profimannschaften. So bilden sich die Trainer fortan immer weiter (wenn sie auch die Zeit dafür haben) und nicht nur am Beginn der Karriere.


    So würde man die Qualität der BL Trainer nachhaltig festigen und nicht durch eine Doppelbelastung Verein und Trainer schaden.



    Eine gegensätzliche Meinung von Lukas:


    Lukas120991: "Es gibt auch Vorteile!"


    Zitat

    Ich bin der Meinung, dass der Trainerlehrgang auf jeden Fall eine streitbare Sache ist. Allerdings finde ich auch, dass das System definitiv seine Vorteile hat. Fakt ist, dass es ja nicht nur ehemalige gute Spieler sind, die durchaus erfolgreiche Trainer sind. Und selbst wenn, solche Leute dürfen keinen Freifahrtschein haben. Dazu aber gleich mehr. Ein Thomas Tuchel beweist derzeit durchaus, dass er ein fähiger Mann ist. Und die ganz große Fußballerkarriere hat er nicht hingelegt. Klar, er hat ein eigenes Profil und ein eigenes Konzept. Aber ich überlege mir gerade, was wäre, wenn er keinen Trainerschein hätte machen müssen. Ich kann mir vorstellen, dass Leute wie er da durchaus wichtige Sachen gelernt haben, oder zumindest Sachen, auf denen sie aufbauen können. Ihr eigenes Profil, wie gesagt, kommt ja danach. Generell finde ich, dass die aktuelle Form des Trainerlehrgangs etwas von Behutsamkeit hat. Durch den Lehrgang ist gegeben, dass in diesem Geschäft nichts überstürzt wird. Man sieht es ja an Babbel, der daran zerbrochen ist. Das wäre vielleicht nicht passiert, wenn er schon vorher seinen Lehrgang gemacht hätte. Jetzt wird einer sagen: Ja, der war doch schon vorher Co-Trainer beim VfB. Da bin ich mal strikt der Meinung, dass das auch nicht so sinnvoll war. Wenn einer im Trainergeschäft einsteigt, sollte er auch seine Lizenz machen - zumindest auf diesem Niveau. Da erspart man sich jede Menge Sorgen, würde ich sagen. Ale generelles Argument kann man vielleicht noch sagen, dass es in den meisten Berufen eine Ausbildung bedarf - warum nicht auch beim Fußballtrainer? Kann ja sein, dass einer fußballerisch ein Genie ist, es aber mit der Menschenführung irgendwie nicht so hinbekommt. Da hilft der Lehrgang vielleicht vorbeugend, indem von wirklich erfahrenen Menschen gelehrt wird, wie man psychisch da an die Sache rangehen könnte. Nur als Beispiel. Also ich kann die Kritik stellenweise schon nachvollziehen. Aber kaputt reden würde ich das aktuelle System nicht unbedingt. Und im Prinzip hat ja jeder die Entscheidungsfreiheit, ob er die Doppelbelastung auf sich nimmt.


    Auf gute Diskussionen... :)

  • Ich habe in Deutschland generell etwas gegen die bloße Beurteilung eines Menschen nach Titeln. Warum soll eine Person ohne Trainerschein nicht in der Lage sein, einen Verein zu trainieren? Je besser die Ausbildung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, nach der positive Ergebnisse herauskommen. Alles richtig, aber deswegen anderen ohne Schein den Weg verbauen? Wenn er/sie es kann, wieso nicht? Es gibt sie immer wieder, wahre Meister des jeweiligen Faches - ungelernt!


    Die Profitrainerlizenz ist sicher eine dolle Sache. Die Idee der ständigen Seminare ebenfalls (wobei ich doch denke das es das bereits gibt). Sollte es auch weiterhin geben ... wer will der kann! Das wäre meine Philosophie.


    Ungelernte Trainer --> Gehaltsobergrenze, und gut ist!

  • Du hast schon recht, ich denke das liegt in Deutschland wirklich auch teilweise an der Arbeitskultur. Da muss man den Beruf gelernt haben und einen Brief oder Schein vorweisen können, sonst kann man sich auf den Kopf stellen.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. (...) Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein." Arthur Schopenhauer.

  • Zitat

    Original von Funky



    Status Quo
    Aktuell darf man als Trainer einer Profimannschaft nur arbeiten, wenn man den DFB Lehrgang zur Fußballtrainerlizenz erfolgreich abgeschlossen hat. Ist das nicht der Fall und ein Verein stellt jemanden ohne Lizenz ein, muss er nebenher den Schein nachholen. Diese Doppelbelastung hat in letzter Zeit vielen Trainern den Job gekostet, Babbel ist wohl das prominenteste Beispiel.


    Schuld daran hat nicht der DFB sondern die Vereine, die meinen Leute ohne Trainerschein einstellen zu müssen. Die Probleme gäbe es nicht, wenn sich jeder Verein dran halten würde, das ein solcher nur mit Trainerschein eingestellt wird.

  • Ich glaube nicht, dass zuerst der Trainerschein und diese Regelung da waren. Zuerst gab es den Trainer. Dann irgendwann die Forderung nach einem Schein...


    Die Frage ist ja, ob dieser Schein zwingend notwendig sein muss!
    Dass die Regelung besteht, ist klar. Aber hinterfragen darf man das ja wohl...

  • Wir haben die gleiche Debatte ja auch in anderen Branchen. Darf jemand ein Handwerk ausüben wenn er nicht Meister oder Geselle ist? Nur teilweise. Denke deshalb macht man das auch bei Trainern so. Deutschland ist das klassische Land der Ausbildungsberufe - ohne gehts nicht.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. (...) Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein." Arthur Schopenhauer.

  • Da macht es aber auch die Anzahl der potenziellen Meister unübersichtlich. Es gibt 18 Bundesliga-Vereine. Noch zwei weitere Profiligen. Besonders in der BL ist der Fokus enorm.


    Dass nicht jeder einfach in irgendeinem Kleinunternehmen Meister sein kann und junge Menschen ausbildet, ist klar. Das ist zum Schutz der Jugendlichen und zur Qualitätssicherung.


    Aber das sind Argumente, die im Profisport keine Bewandnis haben, weil schon von vornherein auf diese Qualitäten des potenziellen Trainers geachtet wird.

  • was ist dagegen einzuwenden gut ausgebildete leute zu haben?
    kapiere die diskussion nicht, ausbildung ist immer besser als keine und mit früher würde ich das ganze mal nicht vergleichen, inzwischen sind die ansprüche vielfältiger geworden.

    Hätten wir selbst keine Fehler, macht es uns nicht so viel Vergnügen,
    bei anderen solche zu bemerken

  • Die Frage ist ja, ob es einem Menschen auch möglich sein soll einen Verein zu Trainieren ohne diese Ausbildung zu haben.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. (...) Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein." Arthur Schopenhauer.

  • Und eine ganz wesentliche Frage wäre für mich auch, was die da eigentlich lernen... Bin mir nämlich nicht so sicher, ob da auch die richtigen Inhalte vermittelt werden. Im Bezug zur Personalie Babbel muss ich sagen, da sollte es Schonfristen geben, also sagen wir mal 2 Jahre Übergangsphase, in denen ein Trainer auch ohne Schein trainieren kann. Evtl. dann noch ein Angebot, das intensiv während der Sommerpause zu machen, o.Ä. Dass es rein prinzipiell Anforderungen gibt, find ich nicht verkehrt, ganz im Gegenteil, ich würde das evtl noch etwas verschärfen. Der ganze Profisport sollte professionell sein, das ist er zum Teil aber nicht. Manch einem Bundesligatrainer würde daher etwas Aufklärung nicht schaden..