Die Frage der Wochen 28.02. bis 20.03:
Die Fehlentscheidung des Schiedsrichters - Kann man sie verhindern oder gehört sie zum Fußball?
In den vergangenen Wochen wurde viel über Schiedsrichter-Entscheidungen gelästert: Da war das unfassbare Phantomtor in der zweiten Liga, das viel diskutierte Abseitstor der Fiorentina gegen Bayern und unsere Nürnberger Connection, die nach eigener Aussage so viele Fehlentscheidungen hinnehmen muss, dass im Falle des Abstiegs der DFB die Schuld trägt. Kann man Fehlentscheidungen aber überhaupt verhindern? Geben nicht Schiedsrichter immer ihr bestes? Ist es wünschenswert, technische Hilfsmittel zu integrieren? Hier könnt ihr euch über das im Forum wohl am heißesten diskutierte Thema der letzten Wochen auslassen...
Zwei einleitende Statements von Marius und DarkGiant, auf die ihr euch in der folgenden Diskussion gerne beziehen dürft:
Marius23: "Regelwerk reformieren ohne Charakter zu verändern"
ZitatAlles anzeigenVorne weg: Ich bin weiterhin unentschlossen.
Aber erstmal muss ich doch noch kurz Bezug auf deine Einleitung nehmen, auch wenn ich nicht so viel schreiben soll: Man liest halt auch was man lesen will und die subjektive Wahrnehmung wird von den eigenen Erwartungen beeinflusst. Nur so kann ich mir diese hohle Polemik erklären. Ich denke, von den wenigsten Club-Fans im Forum würde der DFB dafür verantwortlich gemacht werden, sollte wir tatsächlich absteigen. Genau so wenig sollte man aber die Fehlentscheidungen klein reden die es gab - und es gab da mittlerweile schon so einige. Nicht mehr hören kann ich auch die ewige Leier, dass sich das doch innerhalb der Saison wieder ausgleicht. Das hieß es vor zwei Jahren auch, heraus kam ein Abstieg. Ich unterstelle hierbei den Schiedsrichtern keine Absicht, aber die Qualität oder die Motivation stimmt da offensichtlich nicht. Wenn man dann auch noch um jeden Punkt kämpfen muss und spielerisch sowieso große Probleme hat die Klasse zu halten, dann können solche mehrmaligen krassen Fehlentscheidungen der letzte Todesstoß sein.
Der Fußball hat sich in den letzten Jahren enorm weiter entwickelt, Schnelligkeit, Dynamik, mehr Torraumszenen, mehr unübersichtliche Szenen. Außerdem hat sich die mediale Aufarbeitung des Fußballs verändert. Früher gab es einfach nicht die Möglichkeit oder das Interesse, jede Szene des Spiel in Zeitlupe zu betrachten. Heute wird das gemacht. Für den Schiedsrichter führt das dazu, dass Situationen, die er in sehr kurzer Zeit entscheiden muss und bei denen immer ein Risiko besteht, dass er sie falsch einschätzt, nach dem Spiel zerlegt werden. Der Schiedsrichter zieht logischerweise den Kürzeren, denn er kann die Situation gar nicht 100%ig richtig bewerten, wir verlangen es aber von ihm und hauen ihm dann die Zeitlupe um die Ohren.
Die Regeln des Fußballs wurden immer wieder den Bedingungen und Umständen angepasst und so muss man das wahrscheinlich auch jetzt wieder tun. Wichtig ist dabei, dass man vorsichtig vorgeht und sich die Schritte gut überlegt. Ich will kein neues American Football, der Charakter des Fußballs muss beibehalten werden. Auch strittige Szenen muss es zu einem gewissen Grad im Fußball geben, sonst fehlt etwas. Allerdings muss man es dem Schiri nicht schwerer machen als es sein muss. Eine Torkamera oder ein Chip im Ball würde am Charakter des Spiels kaum etwas ändern. Ebenso müsste man die Abseitsregelung reformieren oder dem Unparteiischen technische Mittel zur Verfügung stellen um mit der Geschwindigkeit mithalten zu können.
Welche Maßnahmen im Einzelnen getroffen werden sollte eine Expertenkommission unter Federführung des DFB debattieren. Da muss man Schiedsrichter anhören, aber am besten auch Fans, denn diese sollten mitentscheiden, wohin sich der Fußball entwickelt.
Anmerkung meinerseits: Ich wollte euch Nürnbergern nicht zu nahe treten mit der Einleitung und der Thread soll nicht dazu dienen, über die Nürnberger zu diskutieren. Es war nur ein kleiner Spaß, weil gerade ihr euch in letzter Zeit häufig mit diesem Thema beschäftigt habt
DarkGiant: "Reiz des Fußballs"
ZitatAlles anzeigenSicherlich ein sehr brisantes Thema, welches in den vergangenen Wochen noch mehr Brisanz erlangte, als es das auch sonst sowieso schon macht.
Da ich ja selber Schiedsrichter bin, halte ich erstmal rein gar nichts davon, den Schiedsrichtern Absicht in ihren Entscheidungen vorzuwerfen. Ich bin mir sicher, dass sich nahezu kein Schiedsrichter in den oberen Ligen jemals darauf einlassen wuerde, irgendwie ein Spiel zu manipulieren. Schwarze Schafe gibt es natuerlich immer mal wieder, aber ich denke nicht, dass sowas derzeit in der Bundesliga aktuell ist.
Wie Marius bereits richtig anmerkte, hat sich der Fußball in den letzten Jahren immer weiter entwickelt, insbesondere in puncto Schnelligkeit. Somit wird es fuer das Schiedsrichtergespann immer schwieriger, in bestimmten Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und sobald auch nur eine schwierige Entscheidung mal falsch gefaellt wird, und sei sie noch so eng, stuerzen sich die Medien oftmals wie die Aasgeier auf die Schiedsrichter, obwohl gewisse Dinge einfach nicht immer richtig vom menschlichen Auge zu erkennen sind.
Was also tun? Diverse Dinge wurden in der Vergangenheit von der FIFA bzw. der UEFA diskutiert oder bereits ausgetestet, sei es der Chip im Ball, Torrichter, Videobeweis oder Torkamera. Insbesondere der Videobeweis wird immer wieder heiß diskutiert. Sollte man den Mannschaften die Moeglichkeiten geben, bestimmte Situationen durch einen Videobeweis ueberpruefen zu lassen? Die groeßte Gefahr besteht dabei sicherlich darin, dass der Spielfluss deutlich ins Stocken geraet. Verhaeltnisse, wie bei Sportarten in Amerika, wie z.B. American Football, will ich, genauso wie Marius, hier sicherlich nicht haben.
Außerdem muss man noch immer bedenken, dass es wirklich haeufig solch enge Entscheidungen sind, dass sie nichtmal vom Fernsehen auch nach 10 verschiedenen Zeitlupen zweifelsfrei geklaert werden koennen. Was soll das Schiedsrichtergespann also in solch einem Fall tun? Willkuerlich entscheiden? Das wuerde wohl ebenfalls fuer massive Diskussionen sorgen.
Schiedsrichter sind immer noch (auch wenn das der ein oder andere vielleicht nicht glaubt :D) Menschen. Menschen machen Fehler und dadurch kommt es zu Diskussionen. Ich bin immer noch der Meinung, dass diese Diskussionen durchaus einen gewissen Reiz des Fußballs ausmachen und wenn es nach einem Spiel fast nichts zu diskutieren gaebe, waere das doch auch irgendwie langweilig
Das soll allerdings nicht heißen, dass ich technischen Mitteln voellig abgeneigt bin. Den Chip im Ball oder die Torkamera wuerde ich definitiv befuerworten, sofern diese denn vernuenftig funktionieren wuerden. Die Torrichter haben ja bisher eigentlich eher so gar nichts bewirkt und scheinen relativ ueberfluessig.
Auf gute Diskussionen...