Quo vadis, Mainz 05?

  • Der 1. FSV Mainz 05 und Trainer Sandro Schwarz haben sich gestern einvernehmlich getrennt. Dabei hatte Sportvorstand Rouven Schröder nach der 0:8 Niederlage gegen RB Leipzig gebetsmühlenartig erklärt, die Mainzer wollten am Trainer festhalten und nicht von einer Negativstimmung anstecken lassen. [...]

    Für mich hat sich der 1. FSV Mainz 05 mit der Trennung von Sandro Schwarz nicht nur vom selbst erklärten Mainzer Weg verabschiedet, er hat für mich den Glanz des Besonderen verloren

    Tja, liebe Verantwortlichen. Was wollt ihr? Ich bin gespannt. Und ahnungslos. Könnte vielleicht doch schneller als gedacht passieren, dass es mit der gefühlt unendlichen Passion Mainz 05 vorbei ist. :rolleyes:

  • Früher war das wirklich alles etwas anders....Aber mit Standard-Verantwortlichen kehren eben auch Standardmechanismen ein...das ist die logische Konsequenz daraus.

  • Es sind doch andere Voraussetzungen als damals. Mainz ist mittlerweile nicht mehr der kleine Klub, der gegen den Abstieg kämpft, sondern ein etablierter Bundesligist. Die Ansprüche sind gewachsen.


    Dass man nicht jedes mal einen Klopp oder Tuchel aus dem eigenen Verein nach oben holen kann, sollte allen klar sein. Das waren absolute Spitzentrainer, die mittlerweile die besten Klubs der Welt trainieren.


    Davon hat Mainz unfassbar profitiert. Es ist durchaus realistisch, dass man ohne diese beiden aktuell in der zweiten Liga wäre. Schwarz war ein normaler Trainer, wenn man das so sagen kann. Und der hatte jetzt Probleme. Man wird in Zukunft wieder auf jemand anderes setzen und muss schauen, welche Ansprüche man haben wird. Ich gehe davon aus, dass Mainz diese Saison die Klasse hält. Ist die Frage, ob allein das der Anspruch im Verein ist!?

  • Mh, ist das so? Ich persönlich sehe in Mainz 05 weiterhin einen verhältnismäßig kleinen Bundesligisten, den es jederzeit erwischen kann. Für Mainz sollte das kein Beinbruch darstellen. Gehobenere Ansprüche sind für solche Vereine gefährlich. Ohne Bodenhaftung finden die sich ganz schnell in den Tiefen der 3. Liga wieder, gibt ja einige Beispiele aus der letzten Zeit. Die lange Standhaftigkeit im Oberhaus halte ich ausdrücklich für erstklassige Arbeit. Darauf kann jeder Anhänger der 05er stolz oder zumindest hochzufrieden sein.

  • Ich weiß nicht, ob es so ist. Das ist mein Eindruck von Mainz. Verlorene Bodenhaftung finde ich auch wieder zu hoch gegriffen. Das ist es nicht. Aber der Anspruch, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, herrscht meiner Meinung nach nach all den Jahren Bundesliga schon. Und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Anspruch gerechtfertigt ist, wenn man keinen Toptrainer wie Klopp oder Tuchel hat, sondern einen Sandro Schwarz. Und damit möchte ich Schwarz nicht schlecht reden, sondern ihn nur richtig einordnen und damit auch den möglichen Output für Mainz als Verein. Große Sprünge werden ohne Investor eher nicht möglich sein. Das zum quo vadis. Das sehe ich unabhängig von den Personen, die an der Spitze stehen.

  • Ich weiß nicht, ob es so ist. Das ist mein Eindruck von Mainz. Verlorene Bodenhaftung finde ich auch wieder zu hoch gegriffen. Das ist es nicht. Aber der Anspruch, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, herrscht meiner Meinung nach nach all den Jahren Bundesliga schon. Und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Anspruch gerechtfertigt ist, wenn man keinen Toptrainer wie Klopp oder Tuchel hat, sondern einen Sandro Schwarz. Und damit möchte ich Schwarz nicht schlecht reden, sondern ihn nur richtig einordnen und damit auch den möglichen Output für Mainz als Verein. Große Sprünge werden ohne Investor eher nicht möglich sein. Das zum quo vadis. Das sehe ich unabhängig von den Personen, die an der Spitze stehen.

    Um das mal aufzugreifen, wenn auch mit reichlich Verspätung. Bodenhaftung war eigentlich immer eines der Themen, was uns abseits des Rummels um das Bundesliga-Geschäft im positiven Sinne hervorgehoben hat. Leider bietet das Geschäft Bundesliga dafür, wenn man wie Mainz 05 in den vergangenen Monaten handelt (dazu gleich mehr), wenig Spielraum. Wir sind quasi gezwungen, Risiken einzugehen, um mindestens den Klassenerhalt zu sichern. Früher sind Spieler wenigstens nicht nach 1 oder 2 Jahren direkt wieder weiter gezogen, aber diese Zeiten haben sich geändert. Genauso sind die Summen für Ein- und Verkäufe von Spielern natürlich dem Markt getreu enorm gestiegen.
    Tatsächlich habe ich jedoch nicht mehr wirklich das Gefühl, dass gerade in den vergangenen Monaten Prinzipien und Werte, die intern und auch nach außen hin lange Zeit vorgelebt wurden, noch wirklich in den Köpfen präsent sind. Aber wie auch, wenn sich sowohl bei den Verantwortlichen als auch vor allem im Kader kaum mehr Spieler befinden, die "dieses Mainz 05" verköprern können.
    Was mich mit am meisten stört und in vielen Beiträgen schon rauszulesen war, ist der Umgang mit der "Philosophie" des Vereins. Man propagiert seit Jaaahren, wie wichtig die Förderung eigener Talente wäre, aber kaum jemand hat es in den jüngst vergangenen Jahren geschafft, sich langfristig durchzusetzen. Beispiele: unsere unglaublich und wirklich enorm wichtige Torhüterschmiede, Ridle Baku und mit vielen Abstrichen Barreiro, Gürleyen und Burkardt. Aber die letzten 3 hat man diese Saison gar nicht bzw nur zu Saisonbeginn auf dem Feld gesehen.
    Problem bei allen drei Spielern? Schröder mitsamt allen anderen für Transfer verantwortliche Menschen kaufen sich durch die halbe Welt. Für die Abwehr haben wir momentan mit Hack, St. Juste, Niakhaté, spätestens zum Sommer Bell (wenn der nicht auch noch abgesägt wird) und Gürleyen 5 für verschiedenste Szenarien ausgelegte Innenverteidiger. Jetzt holt man jemanden aus Belgien und paar Tage später erfährt man, dass Gürleyen ausgeliehen werden soll (in seinen Auftritten, die ich gesehen habe, war es immer ordentlich im Rahmen der gesamten Abwehr).
    Barreiro: zentrales/offensives Mittelfeld. Eine Position, bei der sich 05 in vergangener Zeit gefühlt sehr schwer tut, erstens eine Formation und zweitens die dazugehörigen Spieler auf den Platz zu bringen. Konkurrenz: Kunde, Baku, Latza, Fernandes (wenn er wieder fit ist) & je nach Ausrichtung Boetius bzw Maxim. Auch er durfte bisher viel zu wenige Spiele absolvieren, um sich wirklich an die Bundesliga gewöhnen zu können. Stattdessen wird ein Fernandes eingekauft, welcher jetzt wohl eher für die Abwehr aufläuft, dessen Spielminuten in der Hinrunde als 6er/8er aber genauso gut oder noch besser in Barreiro investiert gewesen wären.
    Burkardt: Unser Sturm ist neben Robin Zentner am wenigsten zu kritisieren. Klar hätte man gestern in BMG vor dem 3:1 auf jeden Fall den Ausgleich erzielen können/müssen, aber im Vergleich zu den Gegentoren steht unsere Offensive gar nicht so schlecht da. ;) Er durfte bisher am ehesten zeigen, zu was er möglich ist. Im Sommer hieß es dann vernünftigerweise, dass man "Johnny" langsam ranführen will und bei der Belastung keinerlei Risiko eingehen wollen. 5 (Kurz)Einsätze kamen zusammen, aber seit Wochen ist es still um ihn geworden. Sein letztes Spiel war zugleich das letzte von Sandro als unser Trainer, aber auch in seinen rund 15 Minuten konnte er die Tragödie nicht verhindern.

    Stattdessen leiht man einen Stürmer aus Liverpool aus & verpflichtet Ji aus Augsburg (natürlich riesiges Pech mit seiner Verletzung, aber von den Veranlagungen her sind sie sich auch sehr ähnlich).


    Das Ganze ist leider das Ergebnis einer so risikoreichen Transferpolitik, wie sie sich in jüngster Zeit entwickelt hat. Und da stelle ich mir so langsam die Frage, inwiefern der Verein bei einem möglichen Abstieg mit all den jüngst verpflichteten Spielern umgeht bzw. wer dann überhaupt noch bleibt.

    "Dank" Werder Bremen stehen wir mindestens noch 1 Woche voraussichtlich auf P15. Keineswegs was zum ausruhen, erst recht nicht nach dem Sieg von Paderborn gestern. Wir haben jetzt mit den Bayern daheim, Hertha auswärts (Knackpunkt!), Schalke daheim und dem Fassenachts-Spiel in Wolfsburg (Helau!) sehr undankbare Gegner. Danach wird es wirklich ernst, denn dann kommt Paderborn, wir begrüßen die Fortuna und es geht nach Köln. In rund 7 Wochen wird sich also bereits klarer abzeichnen, wohin es mit Mainz 05 geht - um mal wieder den Titel aufzugreifen.


    Mir graut es leider vor dieser Reise. Hoffnung bieten momentan eigentlich nur individuelle "Überleistungen" (Zentner regelmäßig, einzelne Abwehrspieler selten, Quaison und bald Mateta). Denn von einem Kollektiv, was Mainz 05 nämlich auch sehr weit gebracht hat, ist gefühlt auf dem Platz wenig übrig. Da können sie trainieren, wie sie wollen, aber wenn die Chemie der 11 bis 14 Spieler auf dem Feld so selten stimmt, kannst du das auch in die Tonne treten.

  • "Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen und müssen weiter investieren und dürfen nicht in Schockstarre verfallen, nur weil wir ein Gegentor bekommen. Das ist schon auffällig gewesen." Das Erfolgsrezept klingt vermeintlich simpel. "Wir brauchen Stressfähigkeit und Frustrationstoleranz. Es darf kein Prozentpunkt fehlen", forderte der Nullfünf-Coach.

  • Frustrationstoleranz. Ja, die ist so ziemlich aufgebraucht nach der 17. Saison-Niederlage. Es war kein enttäuschender Auftritt von uns, aber wenn man halt einfach zu blöd ist, das Ding reinzumachen... Und ich verstehe auch wirklich nicht, wieso man in der Halbzeit drei Mal Wechselt und dabei mit Mateta den gefährlichsten Mann raus nimmt.

    Naja, jetzt spielen wir noch gegen Frankfurt, Augsburg, Dortmund, Bremen und Leverkusen. Es brennt gefährlichst unter unserem Arsch. Gerade die nächsten 180 Minuten werden alles von uns abverlangen und ich bin gespannt, ob wir uns wieder Mal mit mehr Glück als Geschick, wenn man die gesamte Saison betrachtet, retten oder ob doch der 2. Abstieg unserer Vereinsgeschichte eingetütet wird. Das wäre theoretisch niemals schlimm für mich, weil wir als Mainz 05 von Jahr zu Jahr mehr damit rechnen müssen, finanziell abgehängt zu werden bzw. mehr Risiko eingehen zu müssen. Aber die momentane Mannschaft bietet halt auch so viele Kritikpunkte, dass ich mir fast schon wünsche, der Großteil würde sich im Sommer verpieseln.