Mark
Du öffnest Deinen Beitrag mit "wir". Da habe ich angenommen, Du meinst genau die Personen, die hier diskutieren (was anderes ist für mich auch nicht wirklich zielführend in einer Diskussion ;)) und insbesondere uns beide, da Du auch auf meinen Beitrag direkt geantwortet hast. Daher mein Beitrag, so wie ich ihn geschrieben habe.
Dass wir unsere Meinungen exklusiv für uns haben und in der Branche keine Rolle spielen, sehe ich nicht als relevant, wenn es darum geht, hier eine Diskussion über einen Vorfall zu führen. Meine Persönliche Meinung hat zu keinem Zeitpunkt etwas damit zu tun, welchen Einfluss ich auf die Branche habe. Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Begründung für Deine Meinung nicht. Entweder findest Du es gut, dass Vereine, nachdem sie schlecht gewirtschaftet haben, Geld von Außen bekommen oder eben nicht. Das ist völlig unabhängig davon, wie die Realität aussieht. Wenn wir der Realität nachreden würden, gäbe es hier nicht viel zu sagen. Hertha hat Scheiße gebaut, steigt wahrscheinlich ab und dann bekommen sie ein kleines Rettungspaket, fertig. Keine Meinungen dazu, nur die Fakten.
Und dass die Fairness, wie wir sie verstehen, so nicht vorherrscht, bedeutet nicht, dass wir nicht danach streben sollten. Und unter dieser Vorstellung sollten alle Entscheidungen, die aktuell und künftig getroffen werden, auch beleuchtet werden. Dass wir (also Du, Funky und ich) an der Zukunft wohl eh nichts ändern, spielt doch keine Rolle, wenn wir hier im Forum diskutieren. Dein letzter Satz enthält übrigens genau die Wertung, die ich schon vorher herauslesen konnte. Du bist gegen einen fairen Wettbewerb, um für die Hertha eine Vorteil zu erhalten. Du drückst es blumig aus, ich bringe es nur auf den Punkt. Wenn ich als Stürmer im Strafraum falle, der Schiri pfeift, obwohl es eigentlich kein Foul war, gibt es Elfmeter. Niemand hat die Regeln gebrochen, aber fair wäre es, wenn ich dann zum Schiedsrichter gehe und sage: Nein, es war kein Elfmeter, sah nur so aus. Wer das macht, handelt fair, wer es nicht macht, hält sich im Regelbereich auf und sucht den eigenen Vorteil. Beides kann man vertreten, sollte man aber auch klar so sagen, finde ich.
Funky
Meiner Meinung nach setzt Du am falschen Punkt an, nämlich zu spät. Als erstes gilt, dass der Fußballverein so wirtschaften muss, dass eine Weiterführung des Vereines gewährleistet ist. Irgendjemand muss diesen Job übernehmen. Im Allgemeinen sind das Repräsentanten, denn über eine Fangruppe von 70.000 Menschen beispielsweise ist das nicht möglich. Und wenn der Verein das nicht schafft, muss er insolvent gehen. Der Verein hat sich freiwillig diesem WEttbewerb ausgesetzt und er hat sich auch freiwillig dem Risiko ausgesetzt. Dass muss er ja nicht, niemand zwingt ihn. Wer etwas will, muss auch etwas tun und dann das Ergebnis akzeptieren. Bekommt er doch hingegen Zuschüsse, die ihm sportlich gesehen nicht zu stehen, benachteiligt man damit alle anderen Vereine, die sich vernünftig verhalten haben und damit auch deren Fans. Du stellst nun die Fans eines einzigen Vereines vor die Fans aller anderen Vereine, nur weil dem einen Verein nun ein hartes Schicksal bevorsteht.
Natürlich gibt es viele Wege, um an Geld zu kommen. Die Anleihe hat die Hertha schon zweimal mehr oder weniger erfolgreich durchgeführt. Beim zweiten Mal übrigens, um die erste überhaupt wieder zurückzahlen zu können. Schon das empfinde ich moralisch als ziemlich fragwürdig, aber das ist etwas anderes. Natürlich muss man sich Gedanken machen, wie diese Geldflüsse von Außen, die nichts mit dem sportlichen Erfolg zu tun haben, verhindert werden können. Denn Geldflüsse von Außen bedeuten immer einen Nachteil für die Vereine, die dies nicht erhalten (meist, weil sie vernünftig handeln und keine künftige Pleite billigend in Kauf nehmen!!!).
Ein Ansatz wäre es, über die Fremdkapitalquote zu gehen und nur eine gewisse Prozentzahl zuzulassen. Sponsoring könnte man zentral vermarkten und über den Tabellenplatz deckeln und so weiter. Sind nur Ideen. Bedeutet nicht, dass das ideal ist. Aber es würde den Wettbewerb an sich fairer machen. Meiner Meinung nach ein Ziel und eine Vorstellung, das/die man einfach in sich tragen muss, wenn man sich selbst als (Mannschafts-)Sportler versteht.
Noch kurz auf Dein Gegenbauer als Fan Beispiel: Nein, ich würde das nicht tolerieren können, wenn die Hertha Deutscher Meister wird, weil ein einziger oder auch acht Fans dem Verein 200 Millionen zur Verfügung stellen. Denn dann wird der Wettbewerb ad absurdum geführt. Und so verhält es sich mit jeder Geldsumme. Ja, das ist Prinzipienreiterei. Prinzipien helfen - auch bei weitreichenderen Entscheidungen - einen klaren Kopf zu behalten und eine Linie zu haben. Zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Und auch dabei, einen Standpunkt zu haben und ihn auch erklären zu können.