Baumann hört auf

  • Kein Beitrag in diesem Thema? An Baumann scheiden sich die Geister wahrscheinlich so stark wie zuletzt bei Thomas Schaaf. Beide sind kurioser Weise nicht mehr gut aufeinander zu sprechen, obwohl sie eine sehr erfolgreiche gemeinsame Zeit verbindet (Double 2004 als Trainer und Spieler), aber eben auch eine sehr erfolglose (Abstieg als GF Sport und Technischer Direktor).


    Ich mag Baumann sehr und er verkörpert vieles, was ich sehr wertschätze. Einer dieser Werte, die er verkörpert, ist Vertrauen. Und dieser Wert ist ihm in seiner Amtszeit immer wieder auch zum Verhängnis geworden. Er hat die Kaderplanung zu sehr in die Hände der jeweiligen Trainer gelegt und den Trainern zu sehr vertraut (vor allem Kohfeldt). Zudem hat er dreimal hintereinander gedacht, dass man es schon mit Trainern aus dem eigenen Amateurbereich schaffen kann (Skripnik [hat er nicht befördert, aber verlängert, um einen Monat später zu kündigen], Nouri, Kohfeldt).


    Baumann ist meiner Meinung nach ein wahnsinnig guter Verhandler. Er hat fantastische Deals abgeschlossen (Kruse, Gnabry, Klaassen, Rashica, Weiser, etc.), aber auch sehr gruselige (Bittencourt, Osako, Langkamp, etc.) und zudem wichtige Positionen wie die 6 über viele Jahre unbesetzt gelassen.


    Seine Bilanz ist erschreckend: Abstieg des Profiteams, Fast-Insolvenz, Abstieg der Amateure in die Oberliga.

    Tatsächlich hat Baumann nach wirklich verheerenden Jahren eine Kehrtwende geschafft. Und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es einfach Glück war. Denn auch mit der Verpflichtung von Markus Anfang hat er mit Mai, Rapp und Ducksch erstmal alte Weggefährten des Trainers verpflichtet. Mit Anfang landete man im Mittelfeld der Liga, war den eigenen Möglichkeiten weiter hinterher und erzählten immer von Neuaufbau. Das beste, was passieren konnte, war der Impfskandal um Anfang. Ole Werner war zu diesem Zeitpunkt frei und konnte daher verpflichtet werden. Eine Siegesserie startete und Werder stieg direkt wieder auf.


    Trotz einer immensen Schuldenlast konnte man sich jetzt im zweiten Jahr nach dem Aufstieg sportlich konsolidieren und steht durch den Investorendeal wieder sehr gesund da. Man hat mit Jahns einen externen und hervorragenden Kaderplaner verpflichtet, der schon in diesem Winter mit Skelly Alvero, Julian Malatini und Isak Hansen-Aaroen drei gute, junge Spieler für den Kader gescoutet hat. Der Trend zeigt nach oben.


    Dennoch bleibt bei mir hängen, welche grausigen Jahre Baumann diesem Verein beschert hat. Es ist gut, dass er aufhört. Denn die Gefahr besteht, dass sobald ein neues Trainer kommt, sich das Blatt wieder wendet. Baumann hätte nie strategische Verantwortung übernehmen dürfen. Er hätte immer nur das ausführende Organ sein müssen.

  • Alles in allem sehe ich ihn noch ein wenig kritischer. (Ausnahme Bittencourt der zwar kein Volltreffer aber auch kein absoluter Flop ist).

    Mit dem Schlusssatz gehe ich aber komplett mit.

  • Bittencourt steht für mich sinnbildlich für das, warum Werder abgestiegen und in Finanznöte geraten ist. Sehr hohe Ablöse für einen Spieler, der nachhaltig nachgewiesen hat, dass er nichts besonderes bringen wird. Verpflichtet, weil er die sichere Variante war: bundesligaerfahren und kein Talent. Man wusste ganz genau, was man bekommt. Preis/Leistung hat überhaupt nicht gestimmt und so verbrennt man Werte.


    Das schlimme ist, dass er immer noch da ist. Ich hoffe jedes Jahr, dass ein Verein kommt und ihn kauft...

  • Meiner Meinung nach ist er kein unbedeutener Spieler im Team. Am Aufstieg hatte er großen Anteil. Unterm Strich zu teuer, da gehe ich mit aber anderswo wurde weit mehr Geld verbrannt.

    Mir fällt z.B. bis zum Abstieg, kein Spieler ein, dessen Verpflichtung von a -z auf Baumanns kappe ging und gwinnbringend verkauft wurde. Zumindest nicht bis zum Abstieg.

    Von daher sehe ich das mit dem Verhandlungsgeschick bei den von dir genannten Spielern auch eher nicht. Weiser und Kruse hatten keine besseren bzw. Keine anderen Angebote. Klassen ist zu einem Marktüblichen Preis gekommen. Bei Gnabry und Rashica kann man es vielleicht so sehen. Richtig Geschick wäre aber bei der Vertragsverlängerung von Kruse nötig gewesen. Ähnlich wie jetzt bei Weiser. Leider sehe ich da kein Erfolg. Bei Kruse nachgewiesen bei Weiser wird es wohl auch nichts.

  • Bei Bittencourt kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Er hat meiner Meinung nach auch ziemlich klar in der zweiten Liga nichts gerissen. Das war weniger als durchschnittlich und den großen Anteil am Aufstieg hatte unsere für die zweite Liga sehr starke Abwehr und der bombastische Angriff mit Füllkrug und Ducksch. Das Mittelfeld wurde meistens überspielt.


    Zum Verhandlungsgeschick Baumanns: Es gab auch einfach fast keine Spieler, die er hätte gewinnbringend verkaufen können, weil er ja so viele Auslaufmodelle verpflichtet hat. Und das Credo lag eher darin, Spieler auf Gedeih und Verderb zu halten, weil ein konstanter Kader die Grundlage für konstante Arbeit des Trainers sei. Jedenfalls ist das meine Interpretation, warum so gehandelt wurde. Eggestein und Rashica hätte man zu einem früheren Zeitpunkt laut einiger Gerüchte auch deutlich besser verkaufen können. Ich verstehe aber auch nicht, warum aus der Bewertung die Zeit um den Abstieg heraus soll? Denn genau da hat er gezeigt, wie gut er verkaufen kann. Dass er es vorher nicht gemacht hat, heißt nicht, dass er es nicht kann.


    Er hat beträchtliche Erlöse in den letzten Jahren eingefahren. Allein auch einen Gruev für 6,5 Mio (?) zu verkaufen, ist sensationell. Weiser habe ich als Beispiel genommen, weil Baumann es geschafft hat, Bayer in die Knie zu zwingen. Er hatte Vertrag und kam dennoch ablösefrei. Dass Weiser nicht verlängert, ist in Weiser begründet. Der sieht sich eigentlich höher und wird das nächste Angebot annehmen, sollte eines kommen. Kommt das nicht, bleibt er für ein weiteres Jahr. Da kann man ziemlich wenig tun. Kruse hätte nicht ablösefrei gehen dürfen, richtig. Aber das hat weniger mit Verhandlung zu tun als mit der richtigen Strategie. In Leverkusen machen sie es jetzt richtig. Tah muss verlängern, sonst wird er verkauft. Knallhart. Das hat man natürlich in Bremen nicht gemacht.


    Daher meine Meinung, dass Baumann bei Werder falsch eingesetzt wurde. Seine Stärken sind meiner Meinung nach offensichtlich und seine Schwächen ebenfalls. Ich hätte ihn gern eine Ebene drunter gesehen. Mit einem echten Strategen auf der GF Sport hätte Werder in den letzten Jahren einiges reißen können und Baumann hätte einen wesentlich besseren Ruf.

  • zu einem Verein wie Bremen es ist gehört für mich ein gewinnbringender Verkauf von Spielern und das ständig. Unter vorgänger Eichin hat das auch ganz gut funktioniert. Als dann endlich wieder etwas Geld da war durfte Baumann ran und hat das konzept eingestellt. Ein riesen fehler und natürlich ist ihm das anzukreiden. Auch der Abstieg hat damit zu tun. Geld war schon längst wieder aufgebraucht. Also konnte man nicht mehr nachbessern. Die durchaus respektablen Verkäufe nach dem Abstieg sind dann auch der absoluten Not geschuldet. Dennoch oder grade deswegen durchaus mein Respekt dafür.

    ... Weiser habe ich als Beispiel genommen, weil Baumann es geschafft hat, Bayer in die Knie zu zwingen. Er hatte Vertrag und kam dennoch ablösefrei. Dass Weiser nicht verlängert, ist in Weiser begründet. Der sieht sich eigentlich höher und wird das nächste Angebot annehmen, sollte eines kommen. Kommt das nicht, bleibt er für ein weiteres Jahr. Da kann man ziemlich wenig tun. Kruse hätte nicht ablösefrei gehen dürfen, richtig. Aber das hat weniger mit Verhandlung zu tun als mit der richtigen Strategie. In Leverkusen machen sie es jetzt richtig. Tah muss verlängern, sonst wird er verkauft. Knallhart. Das hat man natürlich in Bremen nicht gemacht.

    Das ist doch der Punkt wo wir einen wirtschaftlichen Totalausfall hatten. Kruse kam für 7,5 Mio. Sportlich top aber nach 3 Jahren ging er für lau. Das war Wirtschaftlich ein super Gau für Bremen. Dazu immer diese extrem niedrigen Austiegsklauseln wie aktuell bei Dinkci. So werden wir einfach nicht voran kommen.

    Auch da kann man übrigens Leverkusen als Vorbild sehen. Wirtz hat augenscheinlich gar keine Austiegeklausel und Leverkusen ist ja auch nicht das Ende der Nahrungskette.

  • Mal abgesehen von Bittencourt sehen wir die Dinge meiner Meinung nach nicht anders. Ich sage ja nur, dass Baumann verhandeln kann. Und du sagst, er hat es an entscheidenden Punkten nicht getan. Da gehe ich ja mit. 😉