• Boris Herrmann möchte ja wieder an der nächsten Vendee Globe teilnehmen. Dafür läßt er ein komplett neues Boot bauen, das in diesem Jahr fertig wird, die "Malizia-Sea-Explorer". Daher kündigte er jetzt den ersten Härtetest an, nämlich die Teilnahme am Ocean-Rennen "Route du Rum", das im November mit 138 Männern und Frauen gestartet wird. Dieses Rennen wird auch nur alle 4 Jahre ausgetragen und führt von St. Maló nach Pointe-a-Pitre auf der Karibik-Insel Guadeloupe. Beim letzten Rennen 2018 wurde Hermann - wie bei der letzten Vendee-Globe - Fünfter. Damit beginnt Herrmann seine Qualifikation für die nächste Weltumsegelung.

    Das Glück kommt lautlos. Aber man hört, wenn es geht. (Friedrich Hebbel)

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  • Boris Herrmann nimmt nun mit seinem neuen Boot, der "Malizia Sea-Explorer", die kürzlich in Hamburg getauft wurde, an der "Route du Rhum" teil. Die sollte am Sonntag Mittag gestartet werden, wurde aber wegen des zu erwartenden schweren Wetters auf kommenden Mittwoch verschoben.

    Route du Rhum? Was ist das?

    Das Rennen geht von St. Malo an der französischen Atlantikküste quer über den Atlantik nach Guadeloupe in der Karibik über rund 3.500 Seemailen (6.480 km). Mit der "MSE" nimmt er in der Klasse der IMOCA-Segler teil, schnelle Yachten mit ca. 18 m Länge, 4,5 m Breite, Masthöhe 29 m. Das Besondere sind die sogenannten Foils, seitlich ausragende, gebogene Flügel, die, wenn sie bei Seitenlage des Bootes durchs Wasser gleiten, einen Auftrieb erzeugen und so fast das ganze Boot aus dem Wasser heben, so dass der Widerstand minimiert und das Boot rasend schnell wird (siehe Bild). In dieser Klasse muss sich Herrmann 37 Wettbewerber:innen stellen. Auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke ist dabei, die - wie Herrmann - auch an der letzten Vendee Globe teilgenommen hatte, dann aber in aussichtsreicher Position liegend am Cape Horn einen Kielbruch erlitt und das Rennen abbrechen musste.

    Ich werde versuchen, über den Verlauf des Rennens zu berichten.


    Das Glück kommt lautlos. Aber man hört, wenn es geht. (Friedrich Hebbel)

  • Das Rennen über den Atlantik, die "Route du Rhum", ist am Mittwoch gestartet worden. Insgesamt nehmen 6 unterschiedliche Bootsklassen teil:


    1. Die Trimarane der Klasse Ultim 32/23:

    2. Ocean 50, kleinere Trimarane

    3. Class 40 Einrumpfsegelboote

    4. Rhum Multi: Kata- oder Trimarane zwischen 39 und 59 Fuß Länge

    5. Rhum Mono: Einrumpfboote ab 39 Fuß

    6. Die IMOCA-Klasse, bereits oben vorgestellt. In dieser Klasse ist Boris Herrmann unterwegs.


    Derzeit liegen die meisten IMOCA recht dicht beieinander und steuern oberhalb von Cap Finisterre (Spanien) auf die Azoren zu, aber 2 sind über andere Kurse davon abgewichen und führen. Hier ein Screenshot. Der links unten führt, der ganz links oben ist Zweiter. Entscheidend für die aktuelle Platzierung ist der GPS-Standort und sein Abstand zum Ziel. Die gestrichelte Linie zeigt den Idealweg.

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  • Ich versuche mal, den Rennverlauf vom Start bis jetzt (Samstag, 12:00 Uhr) etwas näher zu bringen:


    Vom Start an der Linie zwischen zwei Schiffen starteten die 37 Teilnehmer der IMOCA-Klasse in nordwestlicher Richtung, um dann eine 90° Wende nach südwesten zu schlagen, umd die Startlinie am Cap Frehél fliegend zu durchfahren. Boris Herrmann verpatzte wohl zunächst die beste Position und lag nach dem Start auf Platz 19. Aber schon jetzt war die APIVIA mit Charlie Dalin mit vorne, blieb dann auf Platz zwei auf dem südwestlichen Kurs, während andere zunächst wieder sich nordwestlich orientierten, so auch die zu diesem. Zeitpunkt Führende BIOTHERM mit Paul Meilhat.

    Am Mittwoch Abend 18:00 hatte sich Boris auf den 6. Platz vorgeschoben auf einem Kurs weiter nördlich, als er als einer der ersten wieder auf südwestlichen Kurs wendete. Dieses nur kurz währende Manöver kostete ihn aber Zeit, und er fiel auf Platz 10 zurück. Die ganze Armada war nun wieder auf Nord-West-Kurs, um die Bretagne und ein Sperrgebiet in einem weiten Bogen nach West-Südwest zu umfahren. In dieser Phase segelte die APIVIA den anderen davon auf einem küstennäheren Kurs, während Herrmann mit vielen anderen etwas weiter nördlich segelte. Vor dem Sperrgebiet war ein Haken nach südost zu schlagen, und zu diesem Zeitpunkt, Donnerstag 03.00 Uhr nachts, lag Herrman bereits wieder auf Platz 7. Diese Nacht mit den vielen Wendemanövern verschob die Positionen vorläufig. Alle Racer hatten sich für eine küstennahe, südliche Umfahrung des Sperrgebiets entschieden. Nur einer nicht: die FIVES mit Louis Duc, der nördlich fuhr und plötzlich auf Platz 1 lag. Boris fiel auf Platz 31 zurück, wählte früh wieder den südwestlichen Kurs, umd die Ile de Quessant nördlich zu umschiffen. Gute Entscheidung: Wieder weiter vorne auf Platz 9.


    Während die meisten wieder südwestlich eingeschwenkt waren, fuhr eine kleine Gruppe, angeführt von der vorausgeeilten APIVIA, weiter küstennah um die Bretagne herum südöstlich. Nominell war sie dabei weit hinten (Platz 32 am Do morgen 7:00 Uhr). Auf diesen südöstlichen Kurs schwenkten die anderen Boote erst später ein ab etwa 08 Uhr. Die FIVES weiter nördlich, nach einer kurzen Doppelwende wieder auf west-südwestlichen Kurs, war nominell Platz 1, Herrmann nun auf Platz 6 (Kurs Südost). Die erste Gruppe um die APIVIA wendete wieder west-südwestlich und dort war offenbar nun der beste Wind: APIVIA fuhr schneller als der Rest mit 15 Knoten (27 km/h).

    Am Donnerstag 15: Uhr vollzog die APIVIA, da auf Platz 4 liegend, wieder eine Wende nach Südost auf der Suche nach besserem Wind. Das Problem dabei: sie wird schneller, aber sie gewinnt nicht an Höhe, d.h. sie nähert sich auf dem Kurs nicht dem Ziel. Die FIVES lag im Norden immer noch auf 1.

    Wieder brach eine Wende-Welle nach Südosten aus, während die APIVIA wieder nach Südwesten gewendet hatte. Am Freitag, 0:00 Uhr, lagen die 3 führenden Boote auf einem nördlicheren Kurs (Ri. Südwesten) vorne, angeführt von der FIVES. Die APIVIA auf dem südlichsten Kurs lag da auf Platz 4 und führte die Hauptgruppe mit inwzischen großem Vorsprung an, mittendrin Boris auf Platz 24.

    In dieser Nacht, Freitag gegen 2-3 Uhr, kollidierte die Group APICIL mit Daniel Seguin mit einem Frachtschiff, wobei sein ganzes Rigg brach.

    Die bislang führende FIVES im Norden brach ein bei schwachem Wind, während die APIVIA mit Süden mit 20 Knoten (37 km/h) davonsegelte und sich mit Vorsprung die Führung holte. Herrmann zu dem Zeitpunkt auf Platz 27 zurückgefallen.


    Am Samstag, 02:00 Uhr, war die FIVES, lange im Norden führend, auf Platz 24 zurückgefallen. Der Kurs hatte sich nicht als vorteilhaft erwiesen. Boris hatte sich weiter vorgearbeitet auf 16. Aber auch auf dem südlich gelegenen Kurs kam eine Flaute, der Speed sank auf rund 3 Knoten, die Boote suchten nach Wind und schwenkten wieder auf einen nordwestlichen Kurs (heute morgen, 09:00 Uhr). Die APIVIA führt noch, aber der Vorsprung ist geringer geworden. Boris liegt ganz aktuell auf 11.

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  • So sieht's aus, wenn die großen Trimarane mit 60-70 km/h über's Wasser gleiten:

    MC2131_Guillaume Gatefait_MC_SVR_083.jpg

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  • 18:00 Uhr: Boris Herrmann hat plötzlich nach Nord gedreht und an Fahrt verloren. Sieht fast aus wie ein Defekt an Bord. Aber es liegen noch keine Infos vor.

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  • Boris Herrmann ist aus der Spitzengruppe herausgefallen. Er berichtete in einem Video, dass er Probleme mit dem Motor hat, der für dem Betrieb des Stromgenerators an Bord ist und er deswegen kaum geschlafen habe. Er musst mal beidrehen, weil er nach außen klettern musste. Er ist sich nicht sicher, ob er es schaffen wird bis Guadeloupe.

    Sein Boot ist eine komplette Neuentwicklung und diese Regatta der erste wahre Härtetest.

    Derzeit belegt er Platz 13 von den 37 gestarteten. Inzwischen mussten 4 Teilnehmer aufgeben. Die Armada schickt sich an, die Azoren südlich zu umfahren (die weißen Flecken links).

    Das Glück kommt lautlos. Aber man hört, wenn es geht. (Friedrich Hebbel)

  • Jetzt kommt es darauf an, den besten Kurs zu wählen. Die Windverhältnisse führen zu ziemlich unterschiedlichen Bewertungen. Den Windprognosen zufolge (siehe die Darstellung unten) segelt man in ein Windschwaches Gebiet mit einem Auge (links unten dunkelblau), um das sich der Wind dreht. Eine Reihe von Seglern drehen in Richtung Nordwesten ab, offenbar, um die Azoren doch auf der nördlichen Route zu umfahren, weil sie sich dort stärkeren Wind und damit höhere Geschwindigkeiten erhoffen. Die Meisten jedoch folgen dere führenden APIVIA mit Charlie Dalin, auch Boris Herrmann, der nach wie vor auf Platz 13 liegt, aber die Pace des Führenden im Moment nicht halten kann, wie auch dessen direkten Verfolger es nicht können. Dalin galt für Herrmann schon vor dem Start als der große Favorit auf den Sieg der IMOCA-Klasse.


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