Letztens bekam er noch Hochachtung für seinen Gang in die Kurve. Gestandene Trainer meinten hinterher, sie hätten das nicht gemacht. Einem 64 jährigen Übungsleiter am Ende der Karriere mit vollen Taschen im Gepäck fällt ein Rücktritt ungleich leichter. Tedesco ist jung und erst seit Kurzem im Geschäft. Wir wissen natürlich, was Sache ist. Er ist kein Masochist und weiß, der Zug ist abgefahren. Warum soll er eine gut dotierte u. ausgehandelte Abfindung in den Wind schlagen? Er ledert keinem Großmütterchen die letzten Pfennige aus der Tasche. Wir reden über eine im Geld schwimmenden Branche. Ist das wirklich armselig? Verhalten sich Vereine gegenüber Trainern immer fair, sportlich, moralisch einwandfrei? Ja, er könnte zurücktreten und auf Geld verzichten. Er hätte meinen Respekt. Nun hat er sich dagegen entschieden. Das macht ihn weder zu einem besseren noch schlechteren Menschen. Geldgier sollte in anderen Fällen angeprangert werden. Hier macht es nur bedingt Sinn.
Noch einmal: Der Selbstachtung wegen. Als ich mal auf einem Arbeitsplatz völlig verarscht wurde von meinem Chef, habe ich gekündigt und erst mal was anderes (schlechter bezahlt) gemacht. Aber ich habe mein Gesicht gewart und meine Selbstachtung behalten. Das war es wert. Wer auch nur ein bissl was auf dem Kasten hat, findet leicht etwas neues. Verbessern kann man sich immer noch. So viel wird Tedeaco ja wohl verdient haben, dass er mal zwei, drei Wochen überbrücken kann. Ich würde lieber ein, zwei Saisons in die 3.Liga gehen als mir so dermaßen die Blöse zu geben. Geld ist eben nicht immer alles. Aber Charakterstärke ist nun mal nicht jedermanns Sache.