Rettet die Amateurvereine - Wie steht es um den Amateurfußball?

  • Der Ehrenpräsident der SpVgg Unterhaching, Engelbert Kupka, hat das Bündnis "Rettet die Amateurvereine" ins Leben gerufen. Er möchte damit darauf aufmerksam machen, dass während die Spitzenklubs immer mehr Geld durch die DFL einnehmen, die Amateurvereine oftmals ums Überleben kämpfen müssen.
    Hier ein Artikel in dem kurz die Gründung beschrieben wird:


    In die gleiche Kerbe schlägt anscheinend auch der kicker mit einer Serie. Hier wird beschrieben, dass die Solidarität mit den Amateurvereinen im DFB-Pokal teilweise nur fadenscheinig ist:

    Zitat

    So legte ein niederklassiger Klub eigens für das große Duell mit einem Erstligisten spezielle Fanartikel auf - doch auch hier kassierte der DFB mit: 248 Euro wanderten auf das Verbandskonto. Und während manche Profiklubs zugunsten des Amateurvereins durchaus auf ihre vom DFB festgelegte Anreisepauschale von 7000 Euro verzichten, pochte der Bundesligist in diesem Fall auf den vollen Betrag.




    Was denkt ihr über das Thema? Wie steht es um den Amateurfußball? Müssen die Gelder besser umverteilt werden, so dass auch der Amateurfußball vom großen Kuchen Bundesliga profitiert?

  • DFB verliert jährlich tausende Mitglieder ... die Amateure gehen zunehmend entnervt eigene Wege.

    Zitat

    Schätzungsweise 17.000 Mannschaften hat der DFB in den letzten sechs Jahren verloren, berichtet der WDR in seiner Sendung „Sport inside“. Verärgerungen werden immer größer: über neue Skandale auf Seiten des Verbands, ein Zuviel an Regularien und finanzielle Restriktionen gegen die Amateurvereine.

    Video "Auf keinen Fall im DFB" - Sport inside (knapp 10 Minuten)

  • Solidarität mit Amateurklubs gibt es nicht. Da werden einem mehr und mehr Steine in den Weg gelegt. In der Landesliga kriegt man auch nur unter Auflagen die Lizenz, wenn man den Sportplatz nicht umzäunt hat, damit die Einnahmen gesichert werden können. Jetzt zäunt mal einen Sportplatz ein, wenn ein kleiner Dorfklub mal aufsteigt. Das sind riesige Kosten dahinter und ehrenamtlich kann man auch nicht immer alles abdecken. Das nur mal so als Beispiel. Aber die Vereine oben interessiert das nicht. Es gibt auch immer weniger Fans der niedriger spielenden Klubs, weil sich das alles kanibalisiert.

  • Auflagen, Regularien ohne Ende, hohe Abgaben und allgemeine Ungleichheiten sind, so glaube ich, schwerwiegender als das vorbeirauschen des großen Geldes. Damit können die Freizeitkicker ab Liga 8 sicher Leben, mit dem Rest weniger.

  • Flucht aus dem DFB ... Jugend hat kein Bock


    An der Basis werden die Auswirkungen von Jahr zu Jahr stärker sichtbar. In meiner Gegend gibt es bereits Städte ohne Fußballvereine im DFB.

    Der SV Aufbau Oppelhain aus Südbrandenburg hat sich in einem Offenen Brief über Eindrücke geäußert und fordert schnelle Veränderungen.


    Auszug aus dem Brief:

    Zitat

    In vielen Gesprächen mit unseren Mitgliedern, aktiven Fußballspielern und Verantwortlichen auch anderer Vereine haben wir - der Vorstand des SV Aufbau Oppelhain - in den vergangenen Jahren den Eindruck gewonnen, dass es vor allem in der heranwachsenden Generation immer weniger junge Leute gibt, die ihre kostbare Freizeit mit nicht nur einer Beschäftigung ausfüllen wollen. Sie übernehmen weniger Verantwortung als noch vor 10 Jahren, weil sie sich möglichst zu jedem Wochenende viele Optionen der Freizeitgestaltung offenhalten wollen. [...] Aktuell ist das Motto sowohl nach der Sommerpause, als auch nach der Winterpause eher: Geht der Fußball schon wieder weiter? Es gibt kaum Zeit, sich ordentlich auf neue Aufgaben und Ziele vorzubereiten und bei den jungen Leuten wieder die Lust an ihrem Hobby zu befeuern. [...] Wir sind fest davon überzeugt, wieder mehr Leute für ein Engagement zu begeistern – am Miteinander teilzunehmen – wenn es uns gelingt, den Stress zu minimieren. Wenn es kleinere Ligen und weniger Spiele gibt, werden wieder mehr Leute bereit sein, Fußball zu spielen, sich dafür engagieren und länger dabei zu bleiben. Dann erreichen wir die wieder, die den hohen Aufwand, die eine Saison im heutigen Stil mit sich bringt, für sich ablehnen.

    Wir sehen, dass sich neben dem offiziellen Spielbetrieb des SBB, informelle Mannschaften gründen und regelmäßige Spiele und Turniere selbst organisieren. Es gibt also offensichtlich mehr Leute, die gern Fußball spielen, als die die bei uns organisiert sind.

    Quelle: http://www.svaufbau.de/seite/3…f%20des%20Vorstandes.html

  • Wie heißt es so schön?

    Irgendwann holt sich die Straße den Fußball zurück ?


    Ich denke es wird lange dauernd aber auf kurz oder lang wird sich das radikal zurück entwickeln weil die Gier zu stark werden wird.

    Jedenfalls gibt es immer mehr Leute die lieber zum regionalen Fußball als zum Profifußball gehen.

  • Das betrifft aber nicht nur den Fußball, wir bürokratisieren uns allgemein tod. In Bereichen, in denen man das Ehrenamt groß schreibt, natürlich doppelt schwierig.

  • War vor paar Monaten auf dem Kreistag vom Bayerischen Fussballverband für den Spielkreis Rhön.

    Da wurde deutlich, was gerade ländlichen Gegenden wie hier in der Rhön fehlt, und was der Bayerische Fussballverband dagegen versucht zu tun.

    Ganz schwer ist es für die kleinen Vereine ihre Leistungsträger oder jungen Spieler zu halten, wenn die wegen Studium in die großen Ballungsräume in Deutschland ziehen.

    Zweitspielrecht funktioniert bei uns nur bis Kreisligaebene.

    Deshalb gibt es in der Rhön immer weniger Spieler, oder auch immer weniger Mannschaften, viele Spielgemeinschaften, weshalb teilweise ganze Sportheime/Sportanlagen brach liegen, weil nur alle paar Wochen dort ein Spiel stattfindet oder eben gar kein Spiel mehr stattfindet.

    Aber dieses Problem lässt sich kaum lösen.

    In den großen Ballungsräumen wie München oder Nürnberg beispielsweise gibt es dagegen so viele Mannschaften und Spieler, hierfür reichen die Sportanlagen nicht aus, um regelmäßigen Spielbetrieb zu gewährleisten.


    Für die Rhön hat der BFV jetzt mehrere Infoabende einberufen, auf denen Arbeitskreise gebildet werden sollen, um die Probleme irgendwie lösen zu können.

    Schlichtweg wurde der Spielkreis Rhön als das größte Sorgenkind des Bayerischen Amateurfussballs angesehen und auch bezeichnet.

    Letztendlich sollen aber die Vereine wieder selbst ihre Lösungen finden, der BFV wollte zum Austausch anregen, doch dieser Infoabend lief komplett in eine andere Richtung, nur über Spielpläne und lange Winter wurde debattiert, da frage ich mich schon, was das bringen soll.

    Der Verband ist da für mich zu stark distanziert.

    Stattdessen werden mehrere Statistiken präsentiert, dass der Liveticker über die BFV-App auf dem Vormarsch ist, denn ab Bezirksliga ist der bei uns Pflicht, sprich, der Verein benötigt einen festen Helfer mehr, der jetzt die Heimspiele tickert.

    Überlegungen fanden sogar statt, diese Tickerpflicht in den Jugendligen wie beispielsweise U19 Kreisliga zu integrieren.


    Auch das Ehrenamt an sich soll wieder attraktiver gemacht werden, doch wenn jetzt wegen der Datenschutzgeschichte jeder Fussballverein einen Datenschutzbeauftragten stellen soll, der die ganzen Formulare, und das Fachdeutsch auf den Fussball ummünzt, wird dem Vorstand eines jeden Vereins wieder anders zumute.


    Grundsätzliches Problem des Ehrenamtes ist, dass je weniger Helfer der Verein hat, Einzelne immer mehr vereinnahmt werden.

    Sehe es an mir selbst, ich spiele regelmäßig am Wochenende für die 2.Mannschaft, bin aber bei jedem Heimspiel der 1.Mannschaft am Vortag vor Ort um den Liveticker zu schreiben und auch mit der lokalen Presse zu sprechen.

    Darüberhinaus betreue ich die Facebookseite, und unterstütze auch die Jugendabteilung mit Ideen wie Facebookwerbung oder helfe bei der Organisation für Jugendturniere.


    Jetzt durch die Kreuzbandverletzung falle ich 1 knappes Jahr circa aus und sofort wurde ich gefragt, ob ich nicht den Trainerschein nebenbei machen möchte, da ich ja jetzt sowieso Zeit habe.

  • Zum Thema Ablöse und Ausbildungsentschädigung gibt es auch noch interessante Diskussionen aktuell bei uns in den Kreisen.


    Normalerweise bin ich als Verein verpflichtet ,wenn ich einen Spieler hole, dem abgebenden Verein eine Ausbildungsentschädigung oder Ablöse zu zahlen.

    Einigt man sich nicht, oder möchte nur eine geringere Summe zahlen, dann gibt es eben keine Freigabe.

    Größere Vereine können dann auch den Spieler zum Vertragsamateur machen, dann kassiert der abgebende Verein keinen Cent.

    Ist uns selbst bei einem Spieler schon so passiert, dass uns da knapp 800 Euro verloren gingen.

    Hier in unserem Spielkreis auch kein Einzelfall, wenn Vereine aus der Bayernliga oder Landesliga locken.

  • Danke für die Zusammenfassungen.


    Aber die Vereine sind ja auch ein Stück weit selber schuld. Seit 20 Jahren weiß man, dass die Geburten nachlassen und es immer mehr in Richtung von Ganztagesschulen geht. Ergo spielen schon weniger Spieler im allgemeinen.