Investoren: Rettung oder Untergang der Bundesliga?

  • Zitat

    Weg mit 50+1 und her mit Investoren. Das ist eine Idee, um den Titelkampf in der Bundesliga wieder spannend zu machen. Wie steht ihr dazu?


    Zehn Meistertitel in Folge für den FC Bayern. Für die Bundesliga wird das langsam zum Problem. Aber dafür die 50+1-Regel abschaffen? Sie stellt aktuell sicher, dass sich die Mehrheit deutscher Fußballklubs immer im Besitz des eingetragenen Vereins befindet, seine Mitglieder also das Sagen haben. In der Premier League dagegen sind so gut wie alle Klubs im Besitz von Investoren. Die Liga gilt als die beste der Welt. Kann England ein Vorbild für die Bundesliga sein? Oder würde das Ende von 50+1 den deutschen Fußball ins Chaos stürzen? Darüber spricht Manu Thiele in der ersten Folge von Bolzplatz mit dem ehemaligen Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) Andeas Rettig, Journalist und England-Experte Raphael Honigstein und Fan-Vertreter Manuel Gaber.

    Das zugehörige Video zum neuen Format des ZDF Sportstudio findet man hier:

  • Der Aufmacher ist dramaturgisch überhöht. Rettung oder Untergang. Dazwischen existieren keine Grautöne? Es ist weder das eine noch das andere, wenn wir uns das kurz überlegen. Eine realistischere Sichtweise ginge mit der Fragestellung einher, wie die Branche sich selbst sieht, wohin sie möchte und wie stark sie Fanbelange darin einbeziehen. Nach meiner Einschätzung versucht die Ligavertretung DFL seit rund 10 Jahren den Spagat zwischen max. Kapitalertrag und Imagepflege. Letzteres wird benötigt um möglichst viele Fans bei der Stange zu halten. Die vielen Vorstöße bei 50+1 zeigen wohin die Reise eigentlich gehen soll. Bislang rechnen sie scheinbar mit zu negativen Auswirkungen hinsichtlich der Akzeptanz. Die in Deutschland gewachsenen Vereinsstrukturen sind zwar vielfach ausgehöhlt und umgewandelt bzw. ausgelagert. Im Diskurs entfalten sie aber weiterhin eine allumfassende Säule mit Stoppschild. Prinzipiell ist der Zug lange abgefahren. Investoren sind in der Bundesliga alltäglich. Sie mischen in den Hinterzimmern mit. Kann mir doch keiner erzählen das in Augsburg "der Verein" die Richtung vorgibt. Bei uns in Berlin kann man gerade live miterleben, wie ein Investor den Versuch startet, unabhängige Vereinsfunktionäre loszuwerden. Was würde sich bitteschön groß ändern? Es würde lediglich sichtbar werden, was ohnehin hinter den Fassaden läuft - nur offizieller. Und trotzdem bin ich dagegen. Ist der Kelch einmal zerbrochen, wird jedwede Umkehr unmöglich.

  • Ändern würde sich, dass der Investor niemanden mehr versuchen muss loszuwerden. Er muss nicht sein Kapital riskieren und damit rechnen, dass Dinge gegen seine Interessen laufen. Kurzum: Ohne 50+1 gibt der Investor ganz direkt und unausweichlich den Ton an.


    Von daher finde ich die Fragestellung vollkommen ok.


    Denn entweder man öffnet sich und lebt damit, dass kleine Teams hochgepusht und wieder fallengelassen werden und wir dafür evtl. mehrere Titelkandidaten bekommen. Oder wir lassen es wie es ist, leben das ein oder andere Märchen wie gerade Frankfurt, und leben unsere Vereinskultur. Dann müssen wir damit rechnen, dass Bayern noch ein paar Jährchen Meister wird.


    Ich wär für letzteres und langweile mich halt zunehmend.

    Zitat von Mai Thi Nguyen-Kim

    Es ist eher so, dass die Fakten die Leute provozieren, indem sie deren Ideologie ins Wanken bringen.

  • Ich würde mich gerne wieder im Mittelfeld der Tabelle "langweilen" ^^


    Am Beispiel von RB Leipzig (abgesehen von den offiziellen Investorenklubs Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim) zeigt sich, wie man das auch mit 50+1 erreicht. Seien wir ehrlich. Wer es klug anstellt, kontrolliert Kapitalgesellschaft und e.V. (Mittelsmann oder in Doppelfunktion). Und schon gibt der Investor direkt den Ton an.


    Sollte City in England den diesjährigen Titel einfahren, ist es der Vierte in 5 Jahren! Letztendlich ist es dasselbe in Grün. Sobald du einen Investorenklub dabei hast, der finanziell in einer anderen Liga hausiert, war's das mit der abwechslungsreichen Spannung.

  • Am Beispiel von RB Leipzig (abgesehen von den offiziellen Investorenklubs Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim) zeigt sich, wie man das auch mit 50+1 erreicht. Seien wir ehrlich. Wer es klug anstellt, kontrolliert Kapitalgesellschaft und e.V. (Mittelsmann oder in Doppelfunktion). Und schon gibt der Investor direkt den Ton an

    Aber gerade diese Vereine zeigen doch, dass ein Investor in Deutschland nicht bereit ist wahnwitzige Summen zu investieren. Oder ist es nicht möglich?


    Auf jedenfall ist noch keiner gekommen der die Finanzkraft von Bayern angreift.



    Ich gehöre ja zu denen, die nicht finden es wäre peinlich, dass der BVB fast immer zweiter wird. Ich schaue jedes Spiel für sich und weiß nicht wer vorher gewinnt. ?


    Wenn Liverpool gewinnt steht es 3 zu 2. ausgeglichener geht es in 5 Jahren nicht. ? Spannend waren die Jahre aber meistens. Das gab es in Deutschland nur ein mal in 10 Jahren. England zeigt eher, man braucht mehr als Geld um Erfolg zu haben. City darbte herum und Liverpool auch, trotz Geld. Erst Guardiola und Klopp formten diesen Zweikampf.

    Zitat von Mai Thi Nguyen-Kim

    Es ist eher so, dass die Fakten die Leute provozieren, indem sie deren Ideologie ins Wanken bringen.

  • Den Zweikampf Bayern/BVB hatten wir in D auch einmal, ist nur eine Weile her. Hat sich über die Jahre verlaufen. Meiner Meinung nach hat das weniger mit der Münchner Dominanz zu tun. Dortmund hat es nicht geschafft einen gleichwertigen Klopp-Nachfolger zu verpflichten. Du hast die Bedeutung von Trainern hervorgehoben. Man kann dem Klub daraus keinen Vorwurf machen. Trainer wie Klopp sind eher die Ausnahme. Ich glaube, wir machen gedanklich einen Fehler, wenn wir glauben, mit der Aufhebung von 50+1 kämen auf einmal 5-6 Investoren mit der Finanzkraft daher, die Bayern wegzudrängen. Passiert das nicht eher am anderen Ende der Tabelle? Vereine wie Mainz wären die eigentlichen Verlierer. Es gäbe dann halt 5-6 Standorte mehr nach dem Modus Operandi Hoffenheim und Leipzig, vielleicht auch mehr. Der Rest hat in dem Szenario irgendwann auch Investoren, vermutlich aber nicht in vergleichbaren Dimensionen. 5-10 Jahre später haben sich die Verhältnisse neu sortiert und gefestigt. Was kommt dann?

  • Den Zweikampf Bayern/BVB hatten wir in D auch einmal, ist nur eine Weile her. Hat sich über die Jahre verlaufen. Meiner Meinung nach hat das weniger mit der Münchner Dominanz zu tun.

    Meiner Meinung nach fast ausschließlich. Der BVB hat in den 10 Jahren regelmäßig Punktzahlen eingefahren, mit denen man früher regelmäßig Meister wurde. Dieses mal vermutlich wieder.


    Die Bundesliga hat als Markt ein hohes Ansehen. Ich denke schon, dass der ein oder andere Investor den Angriff wagen würde. Interessant wäre, ob sich die Bayern übernehmen lassen, sind sie doch die gejagten. Oder BVB in Investorenhand? Irgendwie unvorstellbar.


    Ich sage auch nicht, dass ich dafür bin. Ich jammere aber auch nicht, wenn die Bundesliga wenige internationale Titel holt. Aber für eine offenere Meisterschaft wäre das wohl der schnellste und vllt. einzige Weg.

    Zitat von Mai Thi Nguyen-Kim

    Es ist eher so, dass die Fakten die Leute provozieren, indem sie deren Ideologie ins Wanken bringen.

  • Ich sehe das Thema Investoren oder 50+1-Fall aus 3 Perspektiven:


    Was die Liga betrifft, Bayern hat (wieder) keine Übersaison gespielt, mit 68 Punkten aus 34 Spielen bzw. 76 Punkten aus 38 Spielen wird man auch nicht in einer der anderen TOP-Ligen Meister. Ich sehe es so: es fehlt an der fehlenden Konstanz der Verfolger um den Bayern Druck zu machen und ich bleibe im Normalfall bei meiner Aussage - nicht die 2 Spiele gegen die Bayern sind entscheidend, sondern die 32 anderen Spiele in denen unnötig Punkte verschenkt werden, die Bayern machen genügend eigene Fehler...


    Aus Sicht einiger Bayern(fans) : Bloß kein 50+1 - dann wäre ja der lange und hart erkämpfte nationale Vorsprung plötzlich dahin und z.B. die 'Werks- oder Sponsorenvereine' geben mal kurz richtig Gas. Alles (Spieler, Trainer, Manager) wird nur teurer, außerdem noch mehr good will Werbeveranstaltungen etc. . Ich glaube nicht, dass die Mehrheit bei Bayern pro 50+1 ist, denn wie lästert der Ulli so schön über die PSG und ManCities dieser Welt, die mit Abermillionen gestopft werden, aber trotzdem keinen internationalen Wettbewerb gewinnen... Klar die Millionen würden vielleicht helfen, dem TOP-4 Ziel in Europa näher zu kommen, weil man z.B. locker in den Haaland-Poker mit einsteigen könnte, eine Garantie ist es aber nicht.


    Aus Union(fan)Sicht: bei 50+1wäre unser Fußballmärchen sicherlich schnell beendet, denn als kleiner, familiärer Verein werfen wir unsere Fan- und Vereinskultur nicht über Bord, folglich wird sich kein Investor für uns interessieren und anders herum! und somit wäre unsere Wettbewerbsfähigkeit schnell dahin, der Gang in die 2.Liga vorgezeichnet. Dies träfe neben uns sicherlich auch z.B. Freiburg oder Mainz, Vereine wie St.Pauli hätten ebenfalls keine Chance mehr auf einen Aufstieg in die Buli...


    Aus neutraler Fußballfansicht: Kommt 50+1 kommt parallel auch gleich noch pay-TV, denn es gibt nicht nur reiche Menschen, die ein neues 'Spielzeug' wollen, sondern eben auch renditeorientierte Investoren, die einen wie großen Teil der Investition auch immer wieder durch Werbe- oder TV-Einnahmen refinanzieren oder sogar schlicht damit Geld verdienen wollen. Ergo werden die öffentlich-rechtlichen Programme wohl nicht mehr zum Zug kommen und damit das Free-Radio/TV-Angebot eingedampft...


    Und da ich nun mal ein oller Romantiker bin, bin ich auch gegen die Ausweichung der 50+1 Regelungen.


    Wheily: Hmh, wie viele % halten die Aktionäre am BVB-Verein, ist keine Provokation ich weiß es echt nicht. Und gibt es vielleicht auch sowas wie ein Aktionärs-Verzeichnis, die Signal-Iduna hält doch mehr als 1 Aktie....

    Der Ball muss ins gegnerische Tor, gell Franz....

  • Wheily: Hmh, wie viele % halten die Aktionäre am BVB-Verein, ist keine Provokation ich weiß es echt nicht. Und gibt es vielleicht auch sowas wie ein Aktionärs-Verzeichnis, die Signal-Iduna hält doch mehr als 1 Aktie....

    An der AG hält der Verein selbst nur knapp über 5 %. Der Rest sind Investoren und gestreute Aktien.

    Das Glück kommt lautlos. Aber man hört, wenn es geht. (Friedrich Hebbel)