Euer Fazit zur EM '21

  • Ich habe am Ende mehr Spiele gesehen als ich vorher dachte. Vor dem Turnier kam die große Fußballlust nicht wirklich in mir auf. Nach den ersten beiden gesehenen Partien sprang der Funke langsam über. In den meisten Fällen war es angenehm zuzuschauen gegenüber dem Berliner Gebolze dem ich sonst folge. Soviel Spitzenfußball hatte ich mir die Monate zuvor nicht gegönnt. Macht schon einen Unterschied. Italien hat mich vom Start weg begeistert. Sie brachten alles mit. Teamgeist, unbedingten Willen, spielerische u. technische Klasse, eine gute Mischung aus jung und alt, dazu taktisch variabel. Frankreich enttäuschte auf ganzer Linie. Einzeln für sich genommen brachten sie die stärksten Spieler mit, aber kein Team. Es wirkte auf und neben dem Feld etwas arrogant. Dänemark und Schweiz wuchsen über sich hinaus. Deren K.o.-Spiele hatten alles, was man sich wünscht. Da habe ich tatsächlich mitgefiebert. Tja und England entwickelte sich zum Buhmann durch ihre Art und Weise im Auftreten. Das ist aber nur meine subjektive Wahrnehmung. So gesehen war die EM nicht schlecht. Es gab positive wie negative Höhepunkte, Überraschungen, mehr Spielwitz als bei der EM davor. Über unsere Elf brauche ich nichts sagen. War nüscht. Zumindest auf dem Niveau stachen wir als graue Maus wenig aus der Masse heraus. Es hat an keiner Stelle gereicht um den besseren Mannschaften Paroli zu bieten.


    Die Idee eine EM über den Kontinent auszutragen fand ich spannend. Von der Umsetzung war ich wenig angetan. Während einige Länder sich an ihrer gefühlten Heim-EM ergötzten, mussten andere überspitzt formuliert im Flieger trainieren. Das empfand ich als ungerecht und unausgewogen.

  • Bei mir war es ehrlich gesagt äußerst gedämpft, was aber wohl an meiner Einstellung zum Nationalteam-Fußball und der beruflichen Belastung insbesondere während der ersten Hälfte der EM lag und erst dann zum Beginn der KO-Phase im Urlaub mehr Zeit hatte. Die Spiele der deutschen Mannschaft habe ich ertragen, die Partien der Italiener im Gegenzug genossen. Die Azzurri haben die KO-Phase dann sehr spannend gestaltet, das hat mich dann vor dem TV gehalten (außer beim Finale, das habe ich mir erst am nächsten Tag angesehen, weil da der Urlaub dann wieder vorbei war). Einen wirklichen Vergleich zu vorherigen EMs kann ich nicht wirklich anstellen, da ich nur noch wenige Erinnerungen an 2016 oder 2012 habe (außer Balotelli mit seiner Hulk-Pose ^^).


    Die Idee die EM in ganz Europa auszutragen war auf dem ersten Blick ganz nett, aber die Durchführung alles andere als gut und fair. Angefangen hat es mit der Erpressung der UEFA bzgl. von Zuschauern vor Ort wodurch Dublin und Bilbao rausfielen. Dann fand ich die Wahl der Austragungsorte und der zurgeordneten Spiele schwierig: Dass ein Gastgeber ein Gruppenspiel im eigenen Land austragen will und darf würde ich noch verstehen, aber drei sind echt zu viel. Der Gipfel waren dann natürlich die Engländer, die bis auf den Ausflug nach Rom alles an Ort und Stelle absolvierten während z.B. Belgien quer durch Europa reiste (St. Petersburg - Kopenhagen - St. Petersburg - Sevilla - München). Es ist von der Organisation her bestimmt schwierig was die KO-Phase betrifft, aber ich hätte mir da z.B. neutrale Spielorte gewünscht. Die Themen Corona und Umweltbelastung lasse ich hier mal raus, gehört eher in ein anderes Forum.

  • Ich hatte zunächst schon Lust auf die EM und habe die ersten Spiele auch gesehen, sofern ich zu Hause war.

    Als dann allerdings die Geschichte mit der UEFA und den Zuschauen ankam, habe ich nur noch die wenigen deutschen Spiele gesehen und das Finale ab der zweiten Halbzeit.

    Erstaunlicherweise ist es mir nicht schwer gefallen, nahezu komplett auf dieses Fußballereignis zu verzichten.

    Das stimmt mich schon mal positiv, v.a. nachdem Katar vor der Haustür steht ;)

  • Da ich beruflich mit "ganz Europa" zu tun habe, freue ich mich generell auf solche Ländervergleiche.

    Aber dieses Jahr war die Stimmung irgendwie "blöd", weil die deutsche Mannschaft immer zum Ende der Runde gespielt hat. Die Kollegen waren nicht so leicht "nauf zu zwicken", wenn man selber noch nicht weiß, wie sich die eigene Mannschaft wieder anstellen wird. Und dann wars ja tatsächlich auch ganz schnell vorbei.

    Wären die Deutschen weiter gekommen, dann hätte es sicher zumindest privat noch "Rudelgucken" gegeben, aber ... war nicht.


    Die Idee, eine WM in "ganz Europa" zu machen, fand ich von Anfang an zu ambitioniert. Die Strecken und Dimensionen waren einfach zu groß. Am schlimmsten natürlich die Gruppe, die über Itailen und Aserbaidschan verteilt war.

    Corona hat die Idee einer Paneuropäischen EM natürlich komplett zerstört, aber ein paar Ansätze fände ich durchaus gut, weiter verfolgt zu werden. (dazu gehört nicht das große Teilnehmerfeld, aber daran wird nicht mehr zu rütteln sein.)

    Ich finde, dass man die WM nicht mehr an "Länder" vergeben sollte, sondern quasi an "Regionen". Die Vorrunden vergibt man an 2 oder 3 Regionen, und die Finalrunde wird dann in einer anderen Region gespielt.

    Mit Region meine ich einfach 3 oder 4 Städte, die sich zusammentun und allerhöchstens 200 km auseinanderliegen. Hierbei ist es egal, in wieviel verschiedenen Ländern diese Städte liegen, es muß nur sichergestellt sein, dass es keine Reisehemmnisse gibt.

    Beipiel: Prag, Pilsen, Dresden und Chemnitz tun sich zusammen und veranstalten alle Spiele für 2 Vorrundengruppen und 2-3 Achtelfinals.

    (Oder auch Leipzig, Dresden, Cottbus, Liberec... wobei ich jetzt nur verdeutlichen wollte, wie man eine ganze Region in EM-Stimmung versetzen könnte - ich hab jetzt z.B. die Größe der Stadien nicht gecheckt.)