Läuft der deutsche Fußball Gefahr, die Kommerzspirale zu überdrehen?

  • Läuft der deutsche Fußball Gefahr, die Kommerzspirale zu überdrehen? 12

    1. Ja (11) 92%
    2. Nein (1) 8%

    Immer höhere Gehälter, unfreundliche Anstoßzeiten und Auflagen, immer weniger Fannähe: Läuft der deutsche Fußball Gefahr, die Kommerzspirale zu überdrehen?

  • Ja, aber die DFL bekommt auch genügend Anreize aus dem Ausland. Man müsste eigentlich denken, dass irgendwann eine Übersättigung eintritt oder diese Blase platzt, aber es wird von Jahr zu Jahr eher schlimmer. Es gibt mittlerweile etliche Klubs, die irgendwelchen Superreichen oder gar Staaten gehören, die eine scheinbar nicht aufhörende Geldausgeberei betreiben, die nicht ausreichend bzw. teils auch gar nicht beschränkt wird. Da ist es klar, dass andere Klubs, die nicht über die Möglichkeiten verfügen alles ausschöpfen wollen um irgendwie noch ein Teil dieses Geschäfts zu bleiben, egal ob man sich damit Freunde macht oder nicht. Die Ablösesummen sind immer wahnsinniger, die Gehälter sowieso (Forbes hat gerade erst eine neue Liste der bestbezahlten Sportler herausgebracht, die Top3 besteht nur aus Fußballspielern). Das alles ist aber nichts neues, gerade das Thema mit den Anstoßzeiten und den TV-Rechten beschäftigt uns doch schon eine geraume Zeit. Ich habe keine Ahnung wie weit man noch gehen kann, aber wenn selbst Korruption in (Welt-)Verbänden so dermaßen uninteressant ist und unter den Tisch gekehrt werden kann, dann ist ein Ende des Ganzen wohl noch weit entfernt.

  • Solange die Nachfrage erhalten bleibt, wird sich im Großen und Ganzen nichts an der Situation ändern. Trotz aller Kritik wollen es die Menschen sehen und geben teils hohe Summen aus. Das eine bedingt das andere. Eine Übersättigung ist mMn längst eingetreten. Es wird das Nonplusultra wahrgenommen. Der Rest fällt zunehmend hinten runter. Mit Mittelmäßigkeit hält sich der Konsument nicht auf. Vom Flair der Kreisliga hat er keine Ahnung. Es zählen Titel und CL. Wer da nicht mithalten kann, wird schnell mit Missachtung und Hohn bedacht.

  • Aber ich finde schon, dass der Fußballhype nachgelassen hat oder nehmt ihr das nicht so wahr? Liegt das daran, dass ich älter werde?

  • Also in meinem Bekanntenkreis hat es schon nachgelassen aber die Leute die nicht mehr so Interessiert haben zahlen trz. fleißig das SKY Abo und schauen am Wochenende Bundesliga...

  • Ja @Jumu ... es liegt höchstwahrscheinlich an dir und deinen persönlichen Präferenzen. Ist bei mir nicht anders. Gleichwohl bleiben bis auf wenige Ausnahmen die Zahlen konstant. Spätestens ab 30 rückt der Fußball langsam in den Hintergrund. Ganz normal. Im Stadion sehe ich noch genügend jüngere Menschen mit dergleichen unbändigen Begeisterung wie ich sie früher besaß. Das lässt im Alter nach ... sagt der Mitdreißiger :D

  • Ich merke am ehesten auf Arbeit, dass Fußball unverändert die klare Nummer eins ist. Andere Sportarten werden nur bei großen Nationalmannschaftsturnieren oder eben Wettbewerben wie den Olympischen Spielen diskutiert, bei Randsportarten wie Football gibt es nur eine Hand voll Leute, die es interessiert - was aber immer noch mehr sind als bei der Formel 1, wo ich die Abnahme des Hypes wirklich feststellen konnte. Im Bekanntenkreis sieht es ähnlich aus, auch wenn es da z.B. schon mehr US-Sport-affine Leute gibt.

  • Abseits von Alemannia verfolge ich zwar die anderen Ligen (auch international) noch. Aber größtenteils nur noch mit Kenntnisnahme der Ergebnisse. Wer wo auf- und absteigt oder Meister wird nimm ich aber mit null Emotion mehr auf. Einzig mit Liverpool fieber ich noch stellenweise mit dass sie endlich mal Meister werden. Aber dass mich andere Vereine / Spiele vom Hocker reißen da muss schon viel passieren wie z.B. mit Frankfurt zuletzt.

  • ... und wir verlieren die Begeisterung. Mehr noch: Dieser Fußball verliert für uns an Bedeutung und wird nun selbst zur Randnotiz unserer Gesellschaft. Niederlagen schmerzen nicht mehr so sehr, Neuigkeiten vom Valznerweiher interessieren nicht mehr so sehr und ein Kribbeln im Bauch vor dem nächsten Spiel gibts nicht mehr. Die Identifikation sinkt, weil wir zurück gelassen wurden, während die Spiele weitergehen mussten, damit das wacklige Kartenhaus nicht einstürzt.

    Das (gesamte) Statement kann ich nur unterschreiben.

  • Ok, das wurde aus der Perspektive der organisierten Fans und Ultras geschrieben. Die haben die Subkultur mit Haut und Haaren gelebt, viel intensiver als ich und die meisten "normalen" Fans und Fußballbegeisterten. Das ganze Drumherum fällt weg. Bei mir ist es bloß der Gang ins Stadion, sowie einzelne fehlende Kontakte, Menschen, die ich nur beim Fußball treffe. Bei denen hängt mehr dran, ihre gesamte Freizeitgestaltung + Erlebnisse. Über Monate hinweg verblassen Emotionen, wahrscheinlich denkt der eine oder andere intensiver über sich nach und ob er das weiterhin machen möchte.


    Ich spreche es einfach mal aus. Mein Kribbeln hat lange vor Corona nachgelassen. Was verbindet mich mit Millionär xy auf dem Rasen? Ich gehe mittlerweile lieber zum FSV um die Ecke (Regio), wo ich nach Abpfiff mit den Jungs quatschen kann. Ein Drittel ist im Ort aufgewachsen, man kennt sich über Dritte, einfache Menschen mit Berufen. Das ist räumliche Identifikation. In der großen Klitzerwelt Bundesliga können sie sich solche Dinge nicht im Traum vorstellen.