Letzte Saison fiel der gewohnte Blick auf beide Staffeln etwas mau aus. Schrauben wir den Informationsgehalt wieder hoch. 32 Mannschaften und Vereine spielen in Ostdeutschlands zweithöchster Spielklasse nach der Regio Nordost, insgesamt ist es die fünfthöchste Klasse in der Pyramide. Am Modus hat sich zuletzt nichts geändert. Die Meister steigen auf. Unten variiert die Anzahl der Absteiger je nach Entwicklung der oberen Spielklassen und williger Aufstiegskandidaten aus den Landesverbänden. 2017/18 mussten acht Teams runter, so viele wie seit Jahren nicht.
Rückblick - Absteiger 2018
SV Merseburg 99
Früh stand der erste Absteiger aus Sachsen-Anhalt fest. Als einziger Oberligist beantragte Merseburg im April keine Lizenz. 2016 stiegen sie in die Spielklasse mit reichlich Potenzial auf. Im ersten Jahr erreichten sie einen guten 6. Platz, spielten lange weiter oben mit. Es folgte im Sommer 2017 der Bruch. Präsident Marcus Skowronek zog sich aus beruflichen Gründen zurück. Er war der Antreiber, sorgte dafür das Merseburg aus der 7. Liga nach oben schnellte. Er zeigte dem Verein Wege auf, erfolgreich zu arbeiten. Doch nach ihm setzte der von zuvor bekannte Schlendrian ein. Plötzlich hieß es, man wolle lieber zurück in bekanntes Terrain, weniger Druck, Arbeit und mehr Spaß. Und so endete das Kapitel ähnlich schnell wie es begann. Sie kehren in ihre heißgeliebte 7. Liga zurück, überspringen Liga 6 gleich ganz. Da kannst du nix machen. Vielleicht hätten sie ihrem damaligen Präsidenten von Anfang an reinen Wein einschenken sollen. Das hätte viel Geld und Nerven gespart.
FSV Barleben
Einen bitteren Abgang legte Absteiger Nr.2 aus Sachsen-Anhalt hin. Sportlich hätte der kleine Verein nördlich von Magdeburg gelegen wahrscheinlich auch das dritte Oberligajahr erfolgreich mit dem Klassenerhalt beendet. Für Barleben wäre das eine tolle Sache gewesen. Ausgerechnet der historische Erfolg des 1. FC Magdeburg machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga verabschiedeten sich sofort eine Reihe von Sponsoren zum großen FCM. Barleben blieb nur der bittere Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen. Des einen Freud ist des anderen Leid.
SV Schott Jena
Nach fünf Jahren verabschiedete sich Schott mit einem Knall. Sportlich erreichten sie die Abstiegsrelegation und hätten gute Chancen auf einen Verbleib gehabt. Sie weigerten sich jedoch daran teilzunehmen. Offiziell wären die Austragungstermine nicht vereinbar mit einer vernünftigen Kaderplanung 18/19. Deshalb zogen sie zurück und stiegen freiwillig ab. Später versuchten sie eine Spielgemeinschaft mit SV Jenapharm anzuleiern. Die wahren Gründe für den Rückzug dürften also an anderer Stelle zu suchen sein.
SV Einheit Kamenz
Somit wurde Kamenz der erste sportliche Absteiger. Im Vorjahr stiegen sie als Vizemeister Sachsens über eine äußerst fragwürdige Verbandsentscheidung auf. Lange Zeit sahen sie wie ein sicherer Rückkehrer in die Sachsenliga aus. Dank der freiwilligen Mitabsteiger bekamen sie eine zweite Chance via Relegation. In der Endabrechnung zogen sie den kürzeren und kehrten letztlich chancenlos in die 6. Liga zurück.
SV Grün-Weiß Brieselang
Es hat sich vorerst ausgezaubert. In nur wenigen Jahren gelang der Durchmarsch aus der Kreisliga in die Oberliga. Sie erwies sich nun als eine Nummer zu groß. Bereits im 1. Jahr gelang der Klassenerhalt nur über glückliche Umstände. Im zweiten Jahr erwischte es sie als Tabellenletzter. Für Brieselang gilt es aus den erzielten Erfahrungen zu lernen. Trotz Abstieg halten sie am Trainergespann fest. Sie werden ihren Weg weitergehen. Überregionaler Fußball ist etwas anderes, das wissen sie jetzt auch in Brieselang.
1. FC Frankfurt
Das Grauen hat ein Ende. Drei Jahre quälte sich Frankfurt. Der Wille war da, das Fleiß schwach. Zu keiner Zeit konnte sich das Team trotz mehrerer Trainerwechsel qualitativ dem Niveau der Liga anpassen. Was der kleine Dorfverein Altlüdersdorf seit 1 Jahrzehnt problemlos schafft, war für das große Frankfurt eine unlösbare Aufgabe, welch bitteres Bild. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall ist "Vorwärts" nicht in der Neuzeit angekommen. Letzes Jahr bedienten sie sich einer Lücke in den Regularien um sich am grünen Tisch in der Liga zu halten. Anno 2018 half ihnen nicht mal der liebe Gott. Sie mussten runter. Zurecht.
SV Victoria Seelow
Der einzige Trost der Frankfurter ist Mitabsteiger und Lokalrivale (besser Feindobjekt) Seelow. Beide kamen und gingen gemeinsam aus der Liga. Victoria brachte eigentlich das nötige Rüstzeug mit. Doch der zweimalige, eher unberechtigte Klassenerhalt der Frankfurter zog sie wie ein Sog mit nach unten. Sie klauten sich Spieler und Trainer gegenseitig. Das gute Fundament wurde so zerstört. In den ersten zwei Saisons überzeugte Seelow noch. Wäre Frankfurt früher abgestiegen, ich bin mir sicher, sie hätten den Sprung geschafft und sich etabliert. Es sollte nicht sein.
FC Mecklenburg Schwerin
Alles sollte besser werden. 2013 entstand der FCM über eine Fusion. Schwerin als Landeshauptstadt sollte zurück auf die Fußballlandkarte. 2016 gelang der Sprung in die Oberliga. Durchstarten wollten sie. Allein die Realität holte sie ein. Die genauen Gründe konnte ich nicht festhalten. Vereine aus Mecklenburg-Vorpommern tun sich generell schwer im überregionalen Fußball. Das lässt sich immer wieder beobachten. Der Traum vom großen Fußball wird selten abseits von Hansa erfüllt. Sie werden sicher nicht aufhören, der Glaube versetzt Berge. Schwerin wird zurückkommen, früher oder später, mit alten oder neuen Namen - und vielleicht erneut im Anschluss gehen.
Aufsteiger von 2017 hielten die Klasse bis auf eine Ausnahme (Kamenz): 1. FC Lok Stendal, VfB Krieschow, FC Eilenburg, Torgelower FC Greif und SC Staaken 1919
Staffeleinteilung der neuen Saison
Nord
1. TSG Neustrelitz (Absteiger)
2. Tennis Borussia Berlin
3. SV Lichtenberg 47
4. FC Hertha 03 Zehlendorf
5. SC Staaken 1919
6. Brandenburger SC Süd 05
7. FC Strausberg
8. FC Anker Wismar
9. SV Altlüdersdorf
10. F.C. Hansa Rostock II
11. Torgelower FC Greif
12. Malchower SV 90
13. CFC Hertha 06
14. 1. FC Lok Stendal (Umgruppierung)
15. Greifswalder FC (Aufsteiger Mecklenburg-Vorp.)
16. Blau-Weiß 1890 Berlin (Aufsteiger Berlin)
Süd
1. BSG Chemie Leipzig (Absteiger)
2. FSV 63 Luckenwalde (Absteiger)
3. FC International Leipzig
4. FC Carl Zeiss Jena II
5. VFC Plauen
6. FC Eilenburg
7. TV Askania Bernburg
8. FC Einheit Rudolstadt
9. VfB 1921 Krieschow
10. VfL Halle 96
11. SG Union Sandersdorf
12. BSG Wismut Gera
13. Ludwigsfelder FC (Aufsteiger Brandenburg)
14. SV Blau-Weiß Zorbau (Aufsteiger Sachsen-Anhalt)
15. VfL 05 Hohenstein-Ernstthal (Aufsteiger Sachsen)
16. FSV Wacker Nordhausen II (Aufsteiger Thüringen)
Aufsteiger im Überblick
Greifswalder FC
Die jüngere Geschichte des Greifswalder Fußballs ist eine von Pleiten, Pech und Pannen. Wer meint, da kehrt ein bekanntes Gesicht in die Oberliga zurück, den muss ich enttäuschen. Speziell dieser Verein wurde 2015 nach einer Fusion des Greifswalder SV 04 und FC Pommern Greifswald neu gegründet. Pommern war zuvor eine Abspaltung des GSV 04. Alles ein bisschen verworren und kompliziert. Der jüngste Anlauf zur Etablierung im überregionalen Fußball fand im dritten Spieljahr seinen ersten Höhepunkt mit der Landesmeisterschaft. Nun dürfen sie sich in der fünften Liga beweisen. Prognosen gebe ich keine ab. Ziel Klassenerhalt.
Ludwigsfelder FC
Eine besondere Story steckt hinter dem Aufstieg des LFC aus Brandenburg. Von 2004-2011 waren sie schon einmal Oberligist unter der Fuchtel von Erfolgsgarant Volker Löbenberg. 2010 verließ er Ludwigsfelde und führte Waltersdorf zum Erfolg. In dieser Zeit sackte der Verein ab, es ging runter in die 7. Liga. Nach fünf Jahren kehrte Löbenberg 2015 an seine alte Wirkungsstätte zurück. Drei Jahre u. zwei Aufstiege später ist auch die Mannschaft wieder dort, wo er sie einst verließ. Besser sie vergraulen ihn dieses Mal nicht. Es könnte mit dem Abstieg enden. Im ersten Jahr geht es nur um den Klassenerhalt.
Blau-Weiß 1890 Berlin
Desweiteren begrüßt die Liga einen ehemaligen Erstligisten. Auch wenn der 1992 Konkurs anmeldete und es sich hierbei um den inoffiziellen Nachfolgeverein handelt, so trägt Blau-Weiß seit 2015 wieder den alten Namen. Unter dem Slogan "Blau-Weiß is back" wirbelt der Verein seitdem Staub auf und will zurück nach oben. Die Konkurrenz wird schnell merken das hier kein üblicher Aufsteiger parat steht. Der Kader ist stark genug um gleich oben anzugreifen. Trainer ist Marco Gebhardt, der als Profi von Union Berlin, 1860 München, Cottbus und Eintracht Frankfurt dem einen oder anderen ein Begriff sein könnte. Im Berliner Verband wurde er jüngst Trainer des Jahres. Das deckt sich mit den Zielen des Vereins. Lange wollen sie sich in der fünften Liga nicht aufhalten.
SV Blau-Weiß Zorbau
Wesentlich beschaulicher und demütiger geht es in Zorbau zu. Mit ruhiger und kontinuierlicher Arbeit passten sie sich stets der nächsthöheren Liga an und landeten so 2018 für sie selbst überraschend in der Oberliga. Größere Sprünge sind nicht drin. Es ist ein Abenteuer als Underdog unter den "Großen". Sie haben es sich erarbeitet und wollen den Lohn sportlich mitnehmen. Was dabei rumkommt, wird man sehen. Für die Konkurrenz sind sie eine Unbekannte. Gerade weil man ihnen nichts zutraut, haben sie eine echte Chance.
VfL 05 Hohenstein-Ernstthal
Mit den Sachsen aus Hohenstein-Ernstthal kommt ein amtierender Deutscher Meister dazu. Im Futsal haben sie sich einen Namen gemacht. Der Verein wird seriös geführt und hat sich nach der Wende Stück für Stück entwickelt. Nach 10 Jahren Sachsenliga dürfen sie sich nun eine Spielklasse weiter oben versuchen. Sie sind ein ernstzunehmender Gegner.
FSV Wacker Nordhausen II
Wacker halt, ne. Zu denen brauche ich nichts schreiben. Kennt jeder. Nach Jahren an der Spitze der Thüringenliga lässt Nordhausen seine Zwote auf die Oberliga los.