Sollte Löw entlassen werden?

  • die wesentlichen punkte wurden ja von viddek und jaiden schon angesprochen. mal diese wm abwarten, aber bisher hatte löw 2006, 2008, 2010 und 2012 4 turniere zeit gehabt einen titel zu holen. ....


    Das kann man auch von vielen anderen sehr guten Mannschaften sagen. Sind das jetzt alles Versager?


    Ein Titelgewinn heißt immer, daß die anderen leer ausgehen, daher kann man nicht sagen, daß der Nichtgewinn per sé schlecht ist.


    Oft geben doch feine Details und auch der Zufall den Ausschlag wer weiterkommt!


    Der Titel ist in meinen Augen von vielen Fans überbewertet. Es ist als ob man von einem intelligenten Kind erwartet, daß es immer der Klassenbeste wird. Das ist "too much" m.M.n.

  • Glück und Fussball immer eine schöne Konstellation ;) Wenn man sich mal die letzten Weltmeisterschaften anschaut, kommt man schnell zu dem Schluss, dass dieses sogenannte "Glück" irgendwie jeder Weltmeister hatte/ brauchte. Vielleicht kann man sich auch mal die Frage stellen wieso gerade diese Mannschaft dann eben jenes Glück hatten ;) Ich will jetzt nicht mit dem Satz kommen: Glück muss man sich erarbeiten....:P


    Nur hatten alle Weltmeister zuletzt eine Sache gemeinsam. Es war nie das große Offensivspektakel mit 4 Wochen lang Joga bonito, sondern immer ein extrem stabiles und präsentes Zentrum im Mittelfeld, eine gewisse Kontrolle übers Spiel/ Gegner und ein gutes Defensivspiel.


    - WM2010: Spanien mit einem Zentrum bestehend aus Alonso, Xavi, Busquets. Man hat alle Ko Spiele mit 1:0 gewonnen! Der Schlüssel zum Erfolg war keines Wegs purer Offensiver Zauber....
    - WM2006: Italien mit der alles überragenden Achse bestehend aus CANNAVARO - PIRLO, Gattuso. 1 Gegentor in der kompletten K.o. Phase.
    - WM2010: Viele reden in Gedanken an 2002 über das magische Dreieck (Ronaldinho - Rivaldo - Ronaldo). Brasilien stand aber vorallem - wie unter Scolari typisch - extrem stabil und maßgeblich Anteil hatten die recht schmucklosen 6er/"Libero" (auch typisch für Scolari) Edmilson - Gilberto Silva - Kleberson. Auch nur 1 Gegentor in der K.o. Phase


    Wen er Weltmeister wird macht er denke ich minimum bis zur EM weiter. Finds auch respektlos jetzt schon über Nachfolger zu diskutieren. Langsam ist man einfach zu verwöhnt...Ich halte Löw auch für keinen Trainer mit dem man Titel gewinnt und glaube daher das man erneut nicht die WM gewinnen wird. Es ist gar nicht SO lange her wo man spielerisch enttäuscht hat und auch keine Erfolge erzielte.WM 98 oder EM 2000 und 2004...


    Na gut, den von dir genannten Zeitraum würde ich jetzt nicht mit der aktuellen Situation vergleichen. Damals spielte man mit einer Mischung aus Altstars (WM1998) und einer eher "limitierten" Generation, die zu Stande kam, weil die ganze Fussballwelt sich weiterentwickelte und man in Deutschland meinte man müsse sich als 3 facher Weltmeister nicht verändern und entwickeln...Diesen Schritt ist man erst nach der EM 2000 gegangen und davon profitiert man jetzt.


    Das der Anspruch hoch ist, sollte auch verständlich sein. Der DFB hat mehr aktive Mitglieder, als manches Land Einwohner bei der aktuellen WM. Kein Sportverband hat so viele finanzielle Mittel zur Verfügung wie der DFB. Das diese Punkte nicht automatisch zu einem sportlichen Erfolg führen, sollte klar sein. Trotzdem muss daraus natürlich ein gewissen Anspruch resultieren. Ähnlich wie bei Russland im Eishockey ;) Ist es hier nicht genauso (also bezogen auf den Anspruch /nicht auf die größe des Verbandes)?


    Ich verstehe beide Seiten. Also die Pro und Contra Löw Fraktion. Schaut man sich nur die Turniere an: Was kann man Löw vorhalten? 2008 und 2010 war Spanien einfach dran. 2010 wurde zwar der beste Fussball in der K.o. Phase gespielt, jedoch war die spanische Mannschaft einfach deutlich Weiter in der Entwicklung. Bei beiden Turnieren sehe ich keine Angriffspunkte. Über 2012 brauchen wir nicht reden. Das Halbfinale 2012 hängt ihm wohl heute noch nach und seitdem Zeitpunkt begann auch die breite Öffentlichkeit sich auf Löw einzuschießen.

  • @dynahmoh
    Der deutsche Fußball ist so stark vertreten, wie noch nie. Man hat auf eigentlich jeder Position mindestens zwei Spieler, die nahe am Weltklasse-Status sind, mindestens aber internationale Klasse nachweisen. Unter diesem Aspekt muss ein Titel bei heraus springen. Und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass ein guter Trainer auch in den 8 Jahren, in denen Löw nun die Nationalmannschaft betreut, mindestens einen Titel geholt hätte.


    Das Problem ist jedoch, dass die deutsche Nationalmannschaft grundsätzlich falsch eingestellt wird.
    Nehmen wir doch einmal Lukas Podolski. Er ist das perfekte Beispiel für die fehlende Kompetenz eines Joachim Löws.
    Wo hat Podolski bei der WM 2006 gespielt und wurde dort zum besten Jungspieler des Turniers gekürt? Im Mittelsturm als kongenialer Partner von Miroslav Klose, die sich bei diesem Turnier derart gut ergänzt haben, dass man fest daran glaubte, dass Podolski irgendwann in die Fußstapfen von Klose tritt und seine Rolle mal übernehmen wird.
    Was macht Löw? Er funktioniert Podolski zum linken Mittelfeldspieler um. Podolski mag zwar der schnellste Spieler in der Nationalmannschaft sein, aber jeder, der auch nur ein Spiel von Podolski gesehen hat, weiß, dass er reiner Linksfüßer ist und seine Flanken eher unterdurchschnittlich sind.
    Wenn man also einen Podolski ins Mittelfeld setzen muss, dann ins Zentrum (aufgrund seiner Schussgewalt sehr gut für Distanzschüsse) oder ins rechte Mittelfeld, wo er im Stile eines Arjen Robben in die Mitte ziehen und draufzimmern kann.
    Aber eben nicht auf links. Und selbst wenn er solide Flanken hätte: Wie soll er die Stürmer mit Flanken füttern, die mit Ausnahme von Klose allesamt keine Kopfballspieler sind? Wann hat Özil zuletzt einen Kopfball verwertet? Müller und Götze sind dafür auch nicht bekannt. Was also genau bringt Podolski im linken Mittelfeld? Richtig, gar nichts.


    Dazu kommt einfach die fehlende Selbstreflexion. Löw macht viele Fehler, aber das ist an sich auch nicht weiter schlimm. Das Problem ist, dass Löw die Schuld immer bei anderen sucht, seine Fehler nicht erkennt und infolgedessen auch nicht daraus lernt.
    So wurde Podolski vom Stammspieler zum Bankwärmer degradiert, indem Löw seine Defensivarbeit harsch kritisierte.
    Punkt 1.: Löw war es, der Podolski zum linken Mittelfeldspieler umfunktionierte. Dass dies falsch ist, sieht er bis heute nicht ein.
    Punkt 2.: Podolski war zu dem Zeitpunkt der einzige Offensivspieler, der überhaupt defensiv zu sehen war. Müller, Özil und Co. waren sich nämlich zu fein für Defensivarbeit. Auch dies erkannte Löw nicht.
    Punkt 3.: Er ersetzt Podolski durch André Schürrle. Auch der -und das war bekannt- war zu dem Zeitpunkt kein Offensivspieler, der Defensivarbeit verrichtete.
    Löw erkannte also seine eigenen Fehler nicht und versuchte sie zu kaschieren, indem er andere zum Sündenbock machte.


    Ein weiterer schwerwiegender Aspekt bei Löw ist der stetig peinliche Versuch, andere Trainer zu kopieren.
    Sei es Vicente Del Bosque bei der spanischen Nationalmannschaft oder Pep Guardiola beim FC Barcelona/FC Bayern.
    Ein guter Trainer -und in diesem Fall wiederhole ich mich binnen kurzer Zeit- richtet das System und die Taktik auf die Spieler aus, nicht andersherum.
    Nein, da muss es lieber ein 4-2-3-1 sein, weil das alle so machen und das ist zeitgleich auch der nächste Kritikpunkt.


    Löw versucht als Revolutionär zu gelten, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Hier beruht er sich nicht auf alte, deutsche Tugenden, sondern versucht Dinge durchzudrücken, auf die kein anderer kommt - weil es eben nicht erfolgreich ist.
    Man stellt den weltbesten Aussenverteidiger nur ins defensive Mittelfeld, wenn man noch einen weiteren guten Aussenverteidiger in der Hinterhand hat. Zugegeben, den hat Löw im Aufgebot. Eingesetzt wird er jedoch nicht. Stattdessen, und hier kommt eine seiner komischen Ideen, stellt er vier Innenverteidiger auf. Den Sinn dahinter konnte er bisher noch keinem erklären.


    Und genau das führt dazu, dass die deutsche Nationalmannschaft jetzt nicht schon wieder im Halbfinale steht, weil Löw der Trainer ist. Sie steht im Halbfinale, obwohl er Trainer ist.

  • Löw setzt Podolski garantiert nicht links ein, weil er von ihm erwartet irgendwelche hohen Bälle reinzuschlagen, das wird - zum Glück, da viel zu leicht zu verteidigen - von der N11 sowieso völlig vernachlässigt. Ihm geht es darum, dass Podolski mit Tempo aus der Tiefe kommt; als linksfüßer hinter die Abwehr kommt und dann scharfe Bälle entweder diagonal in den Strafraum schlägt/spielt, oder aber den Ball in den Rücken der Abwehr spielt; und natürlich als lauernder Abschlussspieler agiert, wenn der Ball auf der rechte Seite ist.


    Man kann gerne darüber diskutieren, ob dies die richtige Strategie ist, aber völlig konzeptlos oder quatsch sind die Ideen nicht ;)

  • Man wird auf jeden Fall mit ihn weiter wursteln :D

    24.09.2012 - 08.12.2012
    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists)


    Bronze WM Tippspiel 2014

  • @Jaiden
    Danke für die ausführliche Antwort!
    Ich kann das nicht alles mit soviel Detail- und Fachkenntnis wie du beurteilen, will aber dennoch mal meinen Senf zugeben.


    Das Kopieren des Spielsystems: Ein großer Teil der 1.Reihe unsrer Elf spielt/spielte doch bei Bayern. Und da scheint es mir schon angemessen das zu nutzen, was sie können/praktizieren im Club. Dazu kommt ja der spanische Stil, der so erfolgreich war. Warum soll man auf Teufel-komm-raus ein anderes System zwanghaft aufziehen? Was aus meiner Sicht unser Team einzigartig macht, ist weniger das Spielsystem an sich, sondern die hervorragende Spielerzusammenarbeit und das Lernen aus Fehlern.


    Die Fehler, die du Löw vorwirfst, sehe ich auch wie Dr.H.Lecter etwas anders (siehe seinen Beitrag darüber). Die angedachte Funktion für Poldi macht doch damit Sinn, nicht? Warum er nicht als Stürmer dient, würde sich dann durch das Spielsystem Löws erklären, das ja im Grunde keine klass.Stürmer braucht.


    Das mit Lahm und den 4 IVs kann ich auch nicht richtig erklären. Lahm selbst hat ja gestern in einem kl.Interview nachm Spiel dazu was gesagt. Gründe wird Löw gehabt haben, das ist ja nun so eindeutig mit Lahm und seiner RV-Position, daß weiß der Trainer auch.


    Aber trotz allem will ich auch nicht sagen, daß Löw ein perfekter Trainer sei, er lernt aber aus Fehlern (ja wirklich, s.o.) und stellt strategisch klug auf - meiner Meinung nach, die aber natürlich keine Expertenmeinung ist. Was meinst du, vor allem hinsichtlich des Spielsystems (aus dem sich ja dann mehrere andere Sachen erklären)?

  • @dynahmoh

    Zitat

    Das Kopieren des Spielsystems: Ein großer Teil der 1.Reihe unsrer Elf spielt/spielte doch bei Bayern. Und da scheint es mir schon angemessen das zu nutzen, was sie können/praktizieren im Club.


    Man hat aber international gesehen, dass diese Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr schlechter war. Nicht, weil die Gegner sich groß verstärkt haben. Ich schiebe das auf das System. Die Bayern wurden mit einfacher Konter-Taktik von Real Madrid ausgehebelt. Man erkennt gewisse Parallelen zum Spiel gegen Algerien.
    Das System ist m.E. nicht das perfekte System für die Mannschaft.


    Zum spanischen Spielstil:
    Weil es nicht zu den Spielern passt. Sonst hätte man Italien oder Spanien auch geschlagen. Besonders Spanien kann man nicht mit dem System bezwingen, was sie perfektioniert haben. ;)


    Ich hätte mir vielmehr gewünscht, dass man den Weg von 2006 weitergeht.
    Klose ist ein Stürmer, um den uns die ganze Welt beneidet. Sogar die Engländer huldigen den 36jährigen mit einem Bild, das zeigt, dass allein Klose mehr Tore in den letzten Turnieren erzielt hat, als die englische Nationalmannschaft zusammen.
    Beachtet man zusätzlich dazu noch die Quote von Lukas Podolski (Anm. v. mir: 76 direkte Torbeteiligungen in 118 Länderspielen) und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass er als zentraler Mittelstürmer noch gefährlicher wäre, dann kann man sich nur ausmalen, wie stark die deutsche Offensive heute wäre.


    Costa Rica steht ja auch im Viertelfinale, weil sie ihr eigenes System spielen und nicht andere kopieren. Nur als Beispiel.


    Zu Podolski: Das sehe ich eben anders. Ich kenne den Jungen ja mittlerweile 11 Jahre. Die Theorie, die Lecter niederschreibt, ist an und für sich auch schlüssig.
    ABER: Podolski ist eben dann immer noch der falsche Typ dafür. Das hat Löw bis heute nicht erkannt, setzt er doch lieber einen Mittelfeldspieler in den Sturm und einen Stürmer ins Mittelfeld. Tut mir leid, das passt einfach nicht.


    Das perfekte Spielsystem hat Deutschland noch immer nicht gefunden. Wie gesagt, dann wäre der Titel schon längst da, weil Deutschland eben auf allen Position m.E. nah an der Weltklasse sind und auch teamfähig sein kann.
    Aber die "falsche Neun", also das Fehlen des klassischen Stürmers ist abstrus. Die meisten Mannschaften stellen sich hinten rein, da braucht man individuelle Klasse in der Offensive. Aus dem Grund wünsche ich mir auch die Doppelspitze zurück.


    Nur mal so als Ansatz (und ohne die Verletzten zu berücksichtigen):
    53b7f6b8db6f9.jpg
    Reus fällt aus, dafür eben Müller auf den Flügel und Podolski in den Sturm.


    Personal kannst du beliebig tauschen (über die vergangenen 8 Jahre hinweg), du wirst immer eine Elf finden, die zur absoluten Weltspitze gehört und auf die das 4-4-2 auch zugeschnitten ist.

  • Nein, gestern hat er auch bewiesen das er dazu lernen kann und will, warum auch immer.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es intern großen Krach gab und Löw von einigen Umstellungen überzeugt werden musste. Verfolgt man die letzten Jahre, ist die Rückkehr zu Lahm als RV und mit Klose einen echten Stürmer zu bringen, eine 180° Wendung. Solche Wendungen sind bei Löw doch eher ungewöhnlich. Köpke/Flick!?

  • Für mich macht das aber den unterschied aus , zwischen gut und mässig, Fehler macht jeder aber ein guter Trainer korrigiert sie dann und nimmt andere Meinungen an.

    Hätten wir selbst keine Fehler, macht es uns nicht so viel Vergnügen,
    bei anderen solche zu bemerken